Jörg Blumtrit glaub die zwei gegensätzliche Strömungen in der Piratenpartei erkannt zu haben: die Utopisten und Futuristen.
Year: 2012
KoviLern: Kooperationsskripts in videograhischen Lernmedien
Mit Hilfe von Kooperationsskripts lassen sich kooperative und kollaborative Lernprozesse so strukturieren und steuern, so dass für einzelne Prozessphasen Aktivitäten und beteiligte Akteure definiert sind. Ziel dieses Projektes ist die Integration und Anwendung von Kooperationsskripts für videographische Lernmedien. Mittels einer Autorenumgebung werden Skripts mit Lernvideos verknüpft und im experimentellen Einsatz evaluiert.
Erkenntnis- und Entwicklungsziele:
- Formaliserung von CSCL-Scripts
- Entwicklung videobasierter, kooperative Lernformen
- Implementierung einer Autorenumgebung zur Definition, Steuerung und Wiedergabe der Skripts.
- Verhältnis von Kooperationsskripts und Design Patterns als Wissensrepräsentationen, welche man aus realen, häufig wiederkehrenden Situationen abstrahiert, um sie mittels ihrer Beschreibung zur Gestaltung ebensolcher Situationen zu nutzen.
Projekteträger: Medienzentrum, Technische Universität Dresden
KoviLern ist eine Teilprojekt des „Forschungsnetzwerks eScience Sachsen“ unter der Leitung von Prof. Dr. T. Köhler, welches durch die Europäische Union und den Freistaat Sachsen gefördert wird.
Was wäre wenn wir eine Open Commons Region Dresden / Oberlausitz / Sachsen gründen?
Ich komme gerade aus Linz. Immer wenn ich von dort heimkehre bemerke ich, in was uns die Linzer voraus sind. Mit uns meine ich die Dresdener, aber auch die Oberlausitzer und die Sachsen im Allgemeinen. Bereits 2009 beeindruckte mich die Offenheit der Stadt und Stadtverwaltung für den freien Zugang zu Infromationen. Inzwischen sind diese Initiativen in der Open Commons Region Linz modellhaft unter einem virtuellem Dach vereint. Die Stadt Linz komprimiert das auf einen Satz, der fast schon alles sagt:
Impulse für die frei zugängliche elektronische Verbreitung von „Open Commons“ – digital gespeicherten, immateriellen Gütern wie Daten, Software, Lehrmaterialien, Literatur-, Bild-, Ton- und Filmwerken – wird die Stadt Linz mit einer europaweit einzigartigen Initiative setzen.
Auf die Details kommt es jedoch an. Im Folgenden umreisse ich die Aktivitäten der Open Commons Region Linz und gehe abschließend auf mögliche Handlungsfelder einer noch zu gründenden Open Commons Region Dresden / Oberlausitz / Sachsen ein.
Görlitzer Kreistag mauert sich ein
Eine Mehrheit aus CDU, Freie Wähler und FDP entschied sich am 18. Juli im Görlitzer Kreistag gegen eine Videoübertragung der Sitzungen. Landrat Bernd Lange mauert sich mit seiner Fraktion vor den Bürgern ein und begründet dies lapidar mit hohen Kosten. Lange meinte sogar, die Tageszeitungen würden genügend Transparenz herstellen. Andere pflichteten bei, die in Teilen des Landkreises wäre die “Netzqualität” ohnehin zu schlecht, um Videoaufzeichnungen zu verfolgen. Solche Sachzwänge lassen so leicht widerlegen, wie die Informationsdefizite auf Kreisebene zu belegen sind. Doch noch einmal der Reihe nach.
Das vermeintliche Argument hoher Kosten
Aus Erfahrung weiß ich, dass sich die Anschaffungskosten für eine Videoaufzeichnung und Distribution auf unter 1000 Euro belaufen. Alles was man dafür benötigt ist einen schlanken Laptop (~ 300 €), eine HD-Web Cam (100 €) und eine Software für die Live- und Demand-Übertragung (z.B. Adobe Connect, “Shared Server” Lizenz mit “named Server” und SSL: 524 Euro).
Die Transparenz durch Tageszeitungen?
Es gibt im Kreisgebiet leider nur eine flächendeckende Tageszeitung, von der man leider nicht behaupten kann umfassend über das Geschehen im Kreistag informiert zu werden. Überdies haben die Lokalredaktionen ebendieser Zeitung ihre persönlichen, inhaltlichen und politischen Präferenzen und Ansichten. Das ist nicht weiter verwunderlich, doch angesichts mangelnder Vielfalt nicht das, was eine demokratische Gesellschaft zur Meinungsbildung benötigt. Die Frage nach Transparenz im Kreistag ist deshalb im Kreis Görlitz von besondere Bedeutung, um die schwach ausgeprägte Medienlandschaft zu kompensieren. Dabei geht es in erster Linie um die ausreichende Informationen zur politischen Meinungsbildung und noch nicht einmal um die Partizipation der Bürger an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen.
Mangelnde Netzqualität?
Angesichts einer desolaten Infrastruktur das Recht auf Meinungsbildung abzusprechen, ist undemokratisch. Außerdem verfügt doch zumindest ein Großteil der Bürger im Kreis Görlitz über einen ausreichend schnellen Internetzugang. An der Verbesserung der Situation arbeiten Kommunen, der Kreis und das Land. Aus technischer Perspektive könnten Downloads vergangener Sitzungen als Ergänzung zu den Live-Übertragungen angeboten werden. Selbst mit einem mageren ISDN-Anschluss könnte man sich innerhalb von wenigen Stunden eine mehrstündige Aufzeichnung herunterladen.
Fazit
Es genügt eigentlich schon ein Blick in den Nachbarkreis Bautzen, wo Bürger ein zumindest die Ergebnisprotokolle der Kreistagssitzungen online einsehen und durchsuchen können. Ergänzt durch eine Suchfunktion Das Kreis Görlitz begnügt sich mit einem Sitzungskalender, aus dem nicht einmal hervorgeht, über was an dem Termin verhandelt wird. Im Hinblick auf Transparenz und Ermöglichung politischer Teilhabe könnte Kreistag Görlitz kaum höher mauern als er es jetzt schon tut. Transparenz und Zugang zu Informationen sind die Voraussetzung für die Teilhabe am politischen Geschehen und Grundbestandteil einer Zivilgesellschaft. Die Politik auf Kreisebene ist für den ansässigen Bürger oftmals unmittelbar bedeutsamer als jene Entscheidungen des Landtags oder der Bundesregierung. Die Sächsische Zeitung allein als Sprachrohr des Kreistags vorzuschieben grenzt an Meinungszensur.
Wandzeichen in den Zittwerken
Über die ehemaligen Zittwerke und die dortige Filiale des Konzentrationslager Groß-Rosen hatte ich schon einmal berichtet. Der Forschungsstand zum Komplex der Zittwerke einschließlich aller dort gewesenen Lager ist nur teilweise zufriedenstellend.
In einem Kaserenengebäude des riesigen Areals waren 1944/45 KZ-Häftlinge untergebracht. Das Gebäude ist total ruiniert. Das Dach ist halb offen, Fenster gibt es keine und das Mauerwerk bröckelt. Im Keller haben sich Schatzsucher an Schächten und ähnlichem versucht.
In zwei Räumen finden sich Schriftzüge in Fraktal, dazu einige Zeichnungen und Verzierungen. Die Zeichnungen lassen sich zeitlich nicht eindeutig eingrenzen. Die Schriftart deutet auf eine Zeit vor 1945 hin. Der Spruch “O Heimat, wie bist du schön” hat wenig Bezug zu den dort festgehaltenen Juden oder Zwangsarbeiter. Der folgende Spruch könnte eher im Zusammenhang mit einem KZ stehen:
Wenn das haus einmal eingefallen sein wird, sind auch solchen Spuren verwischt.
Sachsen, Schlesien, Oberlausitz und doch Europa
Aktuell läuft eine Online-Petition gegen das in der Sächsichen Verfassung benannte “schlesische Gebiet” innerhalb Sachsens. Untermauert wird diese Formulierung durch die Gleichberechtigung der schlesischen Farben (gelb/weiss) und des schlesischen Wappens in eben diesen Gebieten.
Was steht in der Sächsischen Verfassung bezüglich Schlesien?
In der Präambel:
Anknüpfend an die Geschichte der Mark Meißen, des sächsischen Staates und des niederschlesischen Gebietes, gestützt auf Traditionen der sächsischen Verfassungsgeschichte,
ausgehend von den leidvollen Erfahrungen nationalsozialistischer und kommunistischer
Gewaltherrschaft, eingedenk eigener Schuld an seiner Vergangenheit, […], hat sich das Volk im Freistaat Sachsen dank der friedlichen Revolution des Oktober 1989 diese Verfassung gegeben.
Die Formulierung der Präambel ist in der Tat etwas verwirrend, denn die drei Staatsgebilde existierten nicht gleichzeitig.
Mit “Mark Meißen” ist die Markgrafschaft Meißen gemeint. Sie erstreckte sich im 11. Jahrhundert sehr wohl auch auf das Gebiet der heutigen deutschen Oberlausitz. Etwas unklar ist die Erwähnung eines “Sächsische Staates”. Das sächsische und Fürsten-, Kurfürstentum und Königreich war bis 1918 ein souverainer Staat. Wesentlich bedeutsamer für den heutigen Freistaat ist sein Ursprung als Freistaat in der Weimarer Republik. Zwischen 1934 und 1945 sowie zwischen 1952 und 1990 existierte der Freistaat Sachsen nicht. Bei der Neugründung 1945 kam ein Teil Niederschlesiens zu Sachsen, während der östlich der Neiße gelegene Teil der Oberlausitz an Polen ging.
Die heutige Argumentation, dass aus die Erwähnung Niederschlesiens auf die heute polnischen Ländereien anspiele, trift analog auf die Oberlausitz zu. Wer von der Oberlausitz redet, könnte sich auch auf den polnischen Teil zwischen Neiße und Queiß beziehen. Eine Berufung auf die Oberlausitz in der Präambel der Sächs. Verfassung hätte den selben revisionistischen Beigeschmack wie die Erwähnung Schlesiens aktuell.
§2 (4) Im Siedlungsgebiet der Sorben können neben den Landesfarben und dem Landeswappen
Farben und Wappen der Sorben, im schlesischen Teil des Landes die Farben und das Wappen
Niederschlesiens, gleichberechtigt geführt werden.
Dies verwundert, zumal der “schlesische Teil” in der jüngeren Geschichte vor dem Wiener Kongress 1815 ein Teil Sachsens war. Es stellt sich die Frage, welchen zeitlichen Bezug die Verfasser der hier beimessen. Es bezieht sich wohl auf die zweite Gründung des Freistaat Sachsen 1945. Damals wollte man wohl den Einwohner der hinzugekommenen Gebiete dabei helfen, sich mit dem neuen Staatsgebilde zu identifizieren. Aus der Sicht von 1992, dem Jahr in dem die aktuelle Sächsichen Verfassung in Kraft trat, scheint dieser Verweis auf Schlesien jedoch überflüssig. Die zweifelhaften Initiatoren der oben genannten Petition unterstellen hier gleich einen Zusammenhang mit dem Bund der Vertriebenen und der NPD, welche sich nun beide auf den Fortbestand Schlesiens in der Verfassung berufen können. Dem Geschichtsrevisionismus sei Tür und Tor geöffnet. Unsere Kinder durch NPD-Agitatoren in Gefahr, das Märchen von Schlesien zu glauben. So die verkürzte Argumentation.
Um beim nächsten Mal alles richtig zu machen, müssten in der Verfassung alle möglichen Strömungen fremder Besetzungen Erwähnung finden. Im Fall der Oberlausitz wären da mindesten Ungarn, Böhmen, Polen, Schweden und Sowjetrussland zu nennen. Gerade diese vielfältigen Strömung prägen diesen Landstrich und seine Bewohnerinnen. Die Stadt Görlitz könnte sich dann mit weitaus mehr Fahnen schmücken und sich getrost einmal auf ihre europäische Geschichte im Spannungsfeld der genannten Nationen berufen. Gleiches gilt für die Sächsische Verfassung, in der die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in §12 eine Würdigung erfährt:
Das Land strebt grenzüberschreitende regionale Zusammenarbeit an, die auf den Ausbau
nachbarschaftlicher Beziehungen, auf das Zusammenwachsen Europas und auf eine friedliche
Entwicklung in der Welt gerichtet ist.