Machinpicchu

Gegen fünf Uhr in der Früh begann unser Aufstieg. 4000 Stufen sollten es sein -wohlgemerkt nur bis zum Eingang / Einlass der verlassenen Inkastadt Machupicchu. Mit Stirnlampe und leichtem Gepäck sprintete ich hinauf. Irgendwann mußte es sich ja bezahlt machen, dass ich fast mein ganzes Leben im vierten Stock ohne Aufzug gewohnt hatte. Ich war eine viertel Stunde zu früh dran – der Laden sollte erst Punkt 6 aufmachen. Und solch ein Ort schickt sich an, eines der “Neuen Sieben Weltwunder” zu werden. Die in Dunst gehüllte Stadt öffnete ihre Pforte und ich erklomm in alter Frische weitere Stufen entlang einer Beschilderung. Irgendwann verschwanden die Schilder und der Weg ward zu einem Tunnel zugewuchert. Als sich das Laub lichtete, sah ich den Huyanapicchu am anderen Ende der Ruinenstadt. Ich war wohl auf dem besten Wege den über 3000m hohen Berg Machupicchu zu besteigen. Stufe für Stufe, Schritt für Schritt auf felsigen Grund, umgeben von Blüten. Ein seltsames spatzenähnliches Vögelchen hüpfte gute 20 Stufen vor mir her und schien mir etwas sagen zu wollen. Zunehmens verspührte ich die Anstrengung und Überwindung, doch noch stand die Sonne hinter den Bergen. Ich setzte mir das Ziel, den Gipfel vor Sonnenaufgang zu erreichen. Zunehmens steilere Stufen und Windungen durch Felsspalten bauten sich vor mir auf.

In eineinhalb Stunden hatte ich gute 1000 Höhenmeter überwunden und siehe da: die Sonne schickte ihren ersten Strahl im selben Moment über den Krat der umliegenden Bergkette. Ich war überaus glücklich und befand wohl noch nie solch einen bezaubernden Ort mit solch einer einzigartigen Stimmung erlebt zu haben. Schon mehrmals fragte ich mich, was Menschen dazu bewegt auf Berge zu steigen – wahrscheinlich ist es ein Adrenalienkick, gepart mit dem Gefühl alles zu überblicken. Ganz klar, in beiden Fällen handelt es sich nur um ein lokales Maximum, doch der Reiz genügt dem Ansporn.

Gipfel des Machu Picchu.

Blick auf die Stadt Machu Picchu vom kleinen Picchu aus.Ich wollte mich nicht sattsehen: der schneebedeckte Salkantay erstrahlt im Morgenrot, der Rio Urumbamba schlingt sich fast gänzlich um die Inkastadt während eine geschlossene Kette von 3000ern den Horizont getsalten. Im Tal wird Hidra Electrica und Aguas Calientes zwischen den vorbeiziehenden Wolken kurzzeitig sichtbar. Vor mir die 10m hohe Fahnenstange, an ihr weht die Flagge der Inkas in den Farben eines Regenbogens. Die Ruinen Machupicchus bleiben vorerst in unsichtbarer Ferne wolkig verhüllt. Nach einer ausgiebigen Rast mit einer Hand voll Cocablätter gegen den Hunger stieg ich langsam hinab. Auf halben Wege traf ich Ruman, der entnervt vor den Touristenströmen flüchtete. Die wenigstens der Busfahrenden Touris tragen taugliches Schuhwerk, um den Machu Picchu zu besteigen. Somit kann man sich auf dem Gipfel ihrer ungestört der Schönheit dieses Fleckchens Erde erfreuen. Unten angekommen wollte mich so recht kein Mauerstein beeindrucken. Mühsam versuchte ich einige Fotos ohne Touristen zu machen. Ein Lama stellte sich mir in den Weg. Um Rotze und Huftritten zu entgehen, hielt ich Abstand und dachte mir einen Foto zu schießen, doch das schlaue Tier zeigte mir sein Hinterteil und wässerte ausgiebig. Ein Zeichen. Ich suchte nach dem Huyanapicchu, um ihn hinaufzuklettern. Man mußte ein Tor durchschreiten auf dem Leuten mit Herzproblemen und ähnlichem vom Aufstieg abgeraten wurde. Ein Eintrag in ein Logbuch war obligatorisch. Der Rekord im Aufstieg lag bei 22 Minuten. Ich brauchte doppelt so lang und schnaufte wie manch amerikanischer Rentner an den steilen Treppenwänden. Ich hätte vielleicht was frühstücken sollen, denn ein halber Liter Wasser bringt null Energie. Irgendwann kam ich da an, wo es nicht mehr höher ging und sah wie hoch doch der Machupicchu im Vergleich zu diesem Berg war. Einzig der wolkenfreie Blick auf die granitgraue Stadt entschädigte die Anstrengung. Runterzus emfand ich’s einfacher zu rennen und zu springen. Ab 10 Uhr genoss ich die Sonne im Biergarten und frühstückte soweit es mein mitgebrachtes Geld zuließ.

—Noch ein paar mehr Bilder (in voller Größe zeigen sich die Bilder, wenn man sie anklickt).

Salkantay Treck

Mama2 hat mir gerada Apfelmus mit Roter Beete und einer Art cordon bleu samt Spinat serviert. Und ich dachte schon meine Art zu kochen sei experimentell. Na gut, alles für sich hat geschmeckt und ich nehm’ mit was geht. So wollte ich mir es auch nicht nehmen lassen zu Fuss nach Machupicchu zu gehen. Die Inka wählten bei ihrer Flucht vor den Spaniern diesen, nach ihnen benannten ‘Trail’ aus. Heute wird dieser Fluchtweg als besonders schön gepriesen, und eine jede der 500 Lizenzen den Pfad zu beschreiten teuer verkauft. Doch viele Wege führen nicht nur nach Rom und so gibt es bestimt ein Dutzend Wegelchen, die man zu Fuß, per Rad und im Rafting-Boat nach Machupicchu einschlagen kann. Auf Anraten von Claudia – meiner Gastschwester – entschied ich mich zusammen mit Pia für die Salkantay-Tour. Pia war vier Tage nach dem urumbambastialen Hühnerfraß immer noch nicht fit und auch mir hatte sich zwei Tage vor Antritt des Marsches nach maßlosem dinieren noch einmal der Magen umgedreht. Es erschien mir als eine Lehre, doch für Pia tat’s mir abermals Leid. Nun saß ich, an meinen Rucksack gekuschelt, im arschkalten Bus nach Mollepata. Nach und nach schleppten die einzelnen Agenturen ihre angeworbenen Teilnehmer herzu. Darunter viele Paare und natürlich unsere Guides, Köche und Pferdeführer (zusammen 6 für 15 Wanderer). Als mir früher Verwandte von ihrer Wanderung auf den Kili erzählten, wie sie mit Trägern und Köchen den Berge erklommen, erschien mir das als halbe Leistung und herrlich im Sinne des Wortes. Nun sollte ich das Dilemma verstehen, was einem untrainierten, aber dennoch wanderfreudigen Touristen widerfährt, wenn er mangels Zeit und Angebot gar nichts anderes über sich ergehen lassen kann. Zunächst behielt ich meine sieben Sachen im Rucksack und ertrug selbigen auf sonntäglich leichten Wegen, hinauf auf 2900m. Zwischendrin gab’s ein einfaches Frühstück und ein ebenso simples, wenn auch dreigängiges Mittagessen nahe Cruzpata. Der Himmel war grau und wolkenverhangen, alles wirkte nicht gerade fotogen oder malerisch. Der Weg windete sich in seiner leichten Steigung schier unendlich oft. Die landschaftlichen Langeweile bot somit ausreichend Gelegenheit, die Leute in der Gruppe etwas kennenzulernen. Darunter einige Kurzurlauber (< 3 Wochen) aus den Staaten, Kanada und Deutschland; ein Paar aus England, welches sich nach einjähriger Reise beruflich völlig neu orientieren wollte; ein kalifornischer Voluntär und ein interessanter Soziologieprofessor aus Sofia, der sich von einer Konferenz aus Buenos Aires abgeseilt hatte. Alle samt sympathisch. Es wurde langsam dunkel und vor uns bauten sich massive Gletscher auf. In der auf 2900m gelegenen (Soray)Pampa schlug man unsere Zelte auf. Zugleich belohnten wir uns mit einer Flasche Cusquena-Bier und warteten im zugigen Essenszelt den Beginn des Abendmals ab. Spätestens nach dem Briefing um 20 Uhr wollte ich schlafen, denn schließlich hatte ich die letzte Nacht schon fast durchgemacht. Mein Schlafsack erwies sich jedoch als viel zu warm.

Der nächste Morgen ließ auf viel Sonne hoffen und so liefen wir ihr noch vor ihrem Erscheinen entgegen. Ein Adler beobachtete, wie wir uns schweren Schrittes die Serpentinen hinauf bewegten. Vorbei an einem Bergsee erreichten wir noch vor dem Mittag den Pass am Berge Salkantay.

Bergsee, kurz vor dem Pass.

Pass auf 4600m Höhe.

Der Berg Saikantay.4600 Meter über’m Meer war die Luft derart ausgedünnt, dass ich bei einem Nickerchen im sonnigen Windschatten mehrmals aus atemnot aufwachte. Ich hatte offenbar nicht tief genug ein- und ausgeatmet und glaubte fast zu ersticken. Nach zwei Stunden waren dann auch die letzten unserer Gruppe eingetrudelt und nach kurzem Verschnaufen gings bergab nach Huayracmachay zum Mittagessen am Bach. Umzingelt von Schweinen, Hunden und Pferden kochten unsere Köche ein Schmackofatz. Viel Zeit zum Verdauen sollte uns nicht bleiben, denn in drei Stunden wurd’s dunkel.

Etwas Jungel.Endspurt war angesagt. Bergab – zum Glück. Auf einem schmalen Trampelpfad wanderten wir zügigen Schrittes aus der bergigen Landschaft in zunehmens grünere Gefilde – auch Jungel genannt. Einzig die vielen Mulis und Pferde bremsten unser Vorankommen. Vorbeikommen war schwierig, wenn man Respekt vor Huftritten hatte und den Besitzer nicht  zu überzeugen wußte. In einem Tal (Challway) glänzten unsere Zelte im Abendlicht. Diesmal gab’s sogar fließend Wasser aus Rohren und ein duftes französisches Plumsklo. Kühles Bier war uns jedoch zunächst wichtiger. Am dritten Tag blieben uns die schmalen Pfade samt Packtieren erhalten, wenngleich die Vegetation um so blütenreicher und dichter wurde. Ein gutes dutzend Bäche und Wasserfälle galt es auf Steinen oder Holzstegen zu überqueren. Das Geröll auf dem Weg glitzerte zunehmens – es war Silber, wie unser Guide versicherte. Die Anwohner schöpften ihren Lebensunterhalt jedoch aus dem Verkauf von Getränken, Schockoriegeln und Früchten. Die angebotenen Bergtomaten, Grenadillas, Bananen, Avocados und Papayas wuchsen gleichsam am Wegesrand. In Lluscamayu nahmen wir zusammen mit gut hundert Tourismusstudenten (die kein Wort Englisch sprachen!!) unsere mittägliche Malzeit ein. Anschließend fuhren wir mit einem geborgten Van zu einem Termalbad. Während der Fahrt wechselte der Fahrer mehrmals mit einer entgegenkommenden Person. Der letzte Austauschfahrer hatte vor einer Kurve vergessen zu hupen und deshalb fast einen Motorradfahrer aufgegabelt. Naja, wir gammelten nun den Rest des Tages in lauwarmen Wasserbecken, die zum Schwimmen zu warm und zum Erholen zu kalt waren. Bier entpuppte sich als die eindeuitig besser temperierte Flüssigkeit – ebenso am Abend im nahegelgenen Zeltlager in Santa Teresa. Mit Ruman, dem bereits erwähnte Professor aus Sofia, habe ich mich gut und lang über sein Forschungsgebiet – die Ausbildung von Lehrern – unterhalten.

Unser Zeltlager in Santa Teresa. Der folgende Tag war etwas unzureichend organisiert – zumindest war lediglich eine zweistündige Wanderung nach Hidro Electrica angesetzt. Mit zügigem Schritt gingen wir durch ein wüstenähnliches Tal. Die Sonne brannte heiß und einigen überkam ein Sonnenbrand. Nur wenige Oasen boten schatten und eine wahre Pflanzenbracht. Als beeindruckend empfand ich einen Wasserfall, der dem schwäbischen Blautopf gleich, bei einem Durchmesser von 15 Metern so viel Wasser aus der Felswand hinausdrückte, das ein ganzer Fluss hätte entstehen können.

“Bahnhof” in Hydra Electra.In Hidro Electrica erwatete uns nicht mehr als ein Wasserkraftwerk und der Anfang jener, über Machupicchu/Aguas Calientes nach Cusco führenden Bahnstrecke. In einem Abstand zu den Schienen standen Holzbuden, in denen so manches verkauft wurde. Unweit davon aßen wir zu Mittag. Außer Ruman und mir schien allen die Sonne zu sehr auf’s Gemüt, weshalb sie es vorzogen mit dem Bummelzug nach Aguas Calientes zu fahren, anstatt auf den malerisch schattigen Eisenbahngleisen zum Fuße des Machupicchu zu wandeln. Wir genossen die Stille und Schönheit der Natur inmitten der beiderseitigen Bergriesen, die in ihrer Form mehr und mehr dem bekannten Huyanapicchu glichen.

Anhalter auf den Gleisen.

Über Aguas Calientes möchte nicht viele Worte verlieren. Der Ort ähnelt einem Kurort und besteht fast gänzlich aus Restaurants und Hotels. Jeweils eins davon war an diesem Tage für uns bestimmt. Erwähnenswert ist, dass es dort abgesehen von 27 Bussen die hinauf zur Inkastadt fahren, keine Autos gibt und statt dessen alle Waren mit Sackkarren transportiert werden.

Valle Sagral

Yeah, heut schon um 13 Uhr Schulaus. Schnell noch nach Hause telefoniert und dann mit Pia den Talkessel in Richtung Saqsaywaman erklommen. Wir hatten uns vorgenommen die vier wesentlichen Inka-Stätten (Saqsaywaman, Q’enqo, Pukapukara, Tambomachay) um Cusco mit dem Pferdchen zu besuchen. Seit dem ich auf der Krim einen klapprigen Touristengaul gequählt hatte, wollte ich dies eigentlich bleiben lassen, doch jene hier sahen kräftig aus und ich traute ihnen einiges zu. Besonders motiviert schien sie dann aber doch nicht zu sein, denn unser kleiner Quechua-Begleiter musste öfters mit einem Gürtel auf sie einschalgen. Mir war das unangenehm, zu dem fragte er ständig, ob wir nicht im Galopp reiten wollten (damit er früher Feierabend haben konnte). Natürlich nicht. Ruhig und gediegen zuckelten wir durch die abendliche Landschaft, immer weiter hinauf, bis nach Pukapukara. Von da an sollten wir laufen.(das Ende vom Lied gibts bald)

Cusco Valle Sacrale

Eine der tiefen Gassen Cuscos

Cusco Valle Sacrale

Der Plaza de Armas in CuscoWährend der nächsten beiden Tage hatten wir uns vorgenommen per Rad das heilige Tal der Inka zu durchfahren, d.h. von Pisaq über Urumbamba bis nach Ollantaytambo inklusive einens Abstechers nach Chinchero. Wir suchten also nach brauchbaren Drahteseln. Eigentlich sollten nur die Räder gut drehen, die Bremsen funktieren und die Sattelhöhe stimmen, doch ich staunte nicht schlecht über wackelige Bremsscheiben und dauergebremste Laufräder. Die Ausreden für diese Defekte waren ebenso lächerlich, wie die Anstrengungen selbige zu beheben. Schlussendlich habe ich die Bremsen eingestellt und das schräg laufende Rad justiert. Die eigentlichen Spassnehmer offenbarten sich erst während der ersten Kilometer. Das Hinterrad schliff wieder an der Kettenstrebe und der Bremszug am Mantel. Aluspäne der Felge bohrten sich zwei mal in den Schlauch, eine Pedale habe ich mehrmals verloren und zu alle dem, schauckelte die Hinterradnabe. Die 8 km Abfahrt nach Pisaq wäre ein Genuß höchster Geschwindigkeit, wenn da nicht dieses Misstrauen gegenüber dem Rad gewesen wäre. Rein optisch sahen die Räder gut aus, doch im Allgemeinen würde ich niemanden empfehlen in Cusco ein Rad auszuleihen, um jenseits des Plazas zu fahren. Nun gut, wir waren nahe dem Rio Urumbamba und vor uns lagen noch 60 km Straße.

Cusco Valle Sacrale

Pia und ihr “Fahrrad”

Cusco Valle Sacrale

Der Marktplatz von Pisaq [T e x t ü b e r P i s a q]Cusco Valle Sacrale

Ein Condor und (wahrscheinlich) ein Falke kreisen über PisaqCusco Valle Sacrale

Terrassen von Pisaq

Cusco Valle SacraleCusco Valle Sacrale

Der Plaza de Armas in Urumbamba. Es war bereits dunkel, als wir Urumbamba erreichten. Ein Hotel fand sich schnell, ein Restaurant jedoch nicht. “Lonely Planet” empfahl an diesem Ort nur Bars. Die einzigste Beköstigungsstube, die wir fanden, servierte primitive Gerichte. Die Suppe mit ganzen Hühnerfüßen sah wundersam aus. Im Haupgang gab’s den Rest des Vogels mit Kartoffeln, Reis und etwas grüner Beilage samt Tomate. Es hat nicht schlecht geschmeckt, doch frage ich mich jetzt, warum wir als “Nachtisch” eine Tasse heißes Wasser bekammen? Pia verbrachte die halbe Nacht damit, das Essen in irgend einer Richtung aus sich heraus zu bringen. Selbst am Morgen ging die Übelkeit nicht vorrüber und eine Kohletablette half auch wenig gegen den Durchfall. Sie tat mir leid, denn vor lauter Unwohlsein war der Tag futsch, und dabei hatte sie sich so auf Ollantaytambo gefreut. Ich fuhr zunächst allein nach Chinchero, doch als ich Mittag zurückkehrte hatte sich ihr Magen noch nicht beruhigen wollen, so dass ich sie nur noch zum Bus nach Cusco begleiten konnte.

Cusco Valle Sacrale

Auf dem Markt in Chinchero. Ebenso wie in Pisaq, gibt es in Chinchero einen sonntäglichen Markt, der sich allerdings noch ein Stückweit seiner Natürlichkeit bewahrt hatte. Es werden also in erster Linie Waren des täglichen Bedarfs angeboten, die nicht jedem Touristen schmecken wollen. Innereien, in Salz eingelegter Fisch, vergohrener Mais, eine der schärfsten Chilisorten der Welt (Habaneros) und allerhand frisch zubereitetes Essen. Hauptsächlich boten die Händlerinnen (kein einziger Mann!) Obst, Gemüse, Kräuter, Schnittblumen und natürlich die gewinnbringenden AlpacaPonschoArmbandTaschenDeckenPanflötenMützen feil. Ich schaute mehr nach dem Obst und Gemüse, stets auf der Suche nach Unbekannten, dessen ich mich dann auch erkundigte. Mit Verwunderung stellte ich fest, dass es mindestens ein halbes dutzend Sorten Avokados gibt und Popkorn über 10 cm groß sein kann. Ich kaufte Niesbeeren und Tunas (Kaktusfrüchte), sowie Chilis und Avokados. Etwas oberhalb der Ortschaft finden sich weit in die Landschaft hinausragende Terrassen und Überreste eines Versammlungsortes aus der Inkazeit. Ein angehender, junger Touristenführer aus Cusco wies mich auf ein paar Details hin, die mir so nicht aufgefallen wären.

Cusco Valle Sacrale

Die Frau verkauft vergohrenen Mais – schmeckt ein wenig wie der russisch-ukrainische Quas.Cusco Valle Sacrale

Gemüse und Kräuter. Es war inzwischen heiß geworden. Nachdem ich Pia am Bus verabschiedet hatte setzte ich mich in den nächstbesten Minibus, der Richtung Ollantaytambo verkehrte. Ich schlief die Fahrt über. Auf dem dortigen Plaza de Armas (den gibts in jeder Stadt) wimmelte es bereits von Reisegruppen. Je mehr ich mich ‘gen Ruinen bewegte, desto augenfälliger wurden sie.[ e t w a s ü b e r d i e G e s c h i c h t e d e s O r t e s ]Cusco Valle SacraleOllantaytamboCusco Valle SacraleEin Stück Ruine in OllantaytamboCusco Valle SacraleBlick auf die einstige Inkafestung Ollantaytambo.Hinter einem Torbogen deutet sich ein Weg zur Bergspitze an. Ich folgte ihm und stand plötzlich weit über den Ruinen, ahnte jedoch nicht, dass weiter oben noch weitere Steinmauern existierten. Ein Aufpasser gab mir dann von unter ein paar Zeichen, dass ich nicht weiter klettern solle – der Aussicht wegen, wäre ich gern noch weiter empor gestiegen.

Cusco Valle Sacrale

Cusco Valle Sacrale

Die Markthalle in Urumbamba. In Urumbamba schlenderte ich noch ein wenig durch die verkommenen Häuserreihen und durchquerte zwei große Markthallen, um mir einen frisch gepressten Saft (Rote Beete + Banane + Organge + Ananas) zubereiten zu lassen – lecker solang kein Wasser beigemengt wird.

Erster Zwischenbericht

Sowohl in Cusco, als auch in der Gastfamilie und in der Sprachschule fühle ich mich ausgesprochen wohl. Ich befinde mich in Gesellschaft von überaus interessanten Leuten: Ein schweizer Päarchen, dass sich ein Jahr unbezahlten Urlaub genommen hat, um Südamerika zu bereisen. Ein Mädel aus demselben Land recherchiert für einen Road Movie, den sie u.a. hier drehen wird. Einen Deutscher, der einst beruflich und jetzt privat fast dauerhaft auf Reisen ist. Vier von 25 Entwicklungshelfern bzw. Missionaren, die etwas entfernt von Cusco ein deutsches Krankenhaus aufbauen und sich hier für zunächst drei Jahre niederlassen wollen.
Niels
Seit fast zwei Wochen lerne ich nun mit diesen Leuten (teils im selben Kurs) bei Acupari Spanisch und so langsam sind längere Unterhaltungen (im Präsenz) möglich. Meine Mama2 verstehe ich schon recht gut, ihre Tochter hingegen muss ich öfters bitten langsamer zu sprechen. Auf der Straße kann ich einzelne Wortgruppen verstehen und die zum Reisen und Überleben notwendigen Sätze bilden. Gestern habe ich mal probiert einen Roman (Alchemist) zu lesen, doch mehr als eine Vorleseübung zum Erlangen des Sprachgefühls ist derzeit nicht drin. Mir fehlen noch zu viele Vokabeln. Seit letzter Woche versuche ich diese mit Karteikarten jeweils für Verben, Substantive und sonstige Wörter zu pauken. Ab nächster Woche möchte ich statt dem Gruppenunterricht zum Einzelunterricht wechseln. Bislang hatte ich nur nachmittags eine Lehrerin für mich allein, da keine Gruppe zustande kam. Jetzt möchte ich lieber weniger Stunden, aber dafür intensiv unterrichtet werden, um die dringend notwendigen Zeitformen und Computer-Vokabeln zu erfahren. Darüber hinaus bleibt mir dann auch mehr Zeit zum Reisen. Cusco und Umgebung bietet überaus viel sehenswerte Orte, für die ich im Herbst jedoch nicht extra noch mal in diese entfernte Gegend reisen möchte. An diesem Wochenende fahre ich mit Pia ins Valle Sagralle (Heiliges Tal), genauer nach Pisac, Urubamba, Ollantaytambo und Chinchero. Schon am Donnerstag gehts auf eine fünftägige Treckingtour nach Machu Picchu und wenn noch Zeit bleibt, schau ich mir auch noch ein paar, der um Cusco verstreuten Inkastätten an. Heute war ich auf dem San-Pedro-Markt und bin zwischen getrockneten und frischen Fleisch und Obst umhergezogen. Ganze Schafsköpfe neben Meerschweinchen und Schweinehälften. Verschiedene Früchte und deren Säfte. Gewürze, Hülsenfrüchte und Pilze. Wirklich dutzende Sorten Kartoffeln, aller Farben, Formen und Größen. 10 verschiedene Arten von Mais. Abgesehen von den teils üblen Gerüchen, kann man sich dort auch gleich bekochen lassen. Zur Zeit bin ich auf der Suche nach unbekannten Früchten. Die meisten kennt nicht mal Mama2, was ich schon sehr erstaunlich finde. Dafür kocht sie mir täglich ein anderes peruanische Gericht (außer Meerschein und Alpaca, das ist umständlich und sehr sehr schwer). Seit kurzem sogar richtig scharfe Sachen. Ich würde ja selber gern mal was kochen und ausprobieren. Morgen schaue ich mir noch einen anderen Markt an, aber viel vom Tage bleibt mir meist nicht, da die Schule von neun bis 16 Uhr geht und es bereits zwei Stunden später dunkel ist. Das Nachtleben kenne ich noch nicht. Muss auch erst mal schauen, was es außer Salsa noch so gibt. Für den 2. Juni habe ich mir heut einen Flug nach Lima buchen lassen, am 4. Juni beginnt die Arbeit bei ZINSA.

Moray y Salineras

Gestern haben wir mit der Schule ein Exkursion ins Valle Sagralle gemacht. Es war mal ganz schön nur morgens Schule zu haben und ein bisschen das Umland zu erkunden.Über Moray werde ich in den nächsten Tagen noch etwas schreiben. Derzeit vermutet man, es handle sich bei diesem Bauwerk um eine landwirtschaftliche Versuchsanlage der Inkas. Wie in einem Gewächshaus ist es im Inneren der konischen Terrassen wärmer als im Umland. Es ist allerdings auch möglich, dass es sich bei dieser Anlage um eine kultische Stätte handelt, in der gewissen Riten oder Versammlungen abgehalten wurden. Vielleicht war es aber auch ein Ufo-Landeplatz, dessen Landebahn zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr perfekt durch die Sonne ausgeleuchtet wird. Wer weiß, wer weiß. Über die Inkas kann man nur spekulieren. Sie haben uns nichts schriftlich überliefert.

Eigenartige Touristen, die glauben besondere Energien inmitten des Terrassenkegels wahrzunehmen.

Im Hintergrund ein 5600er.

Wasser löst das Salz aus dem Gestein und spült es nach draußen. In Becken wird das stark salzhaltige Wasser aufgefangen und verdunstet zu purem Salz. Um es als Speisesalz zu verwenden, wird Jod zugesetzt.

Isla Taqila

Im Gegensatz zur Isla Amantani war dieses bergige Eiland überaus grün. Die Menschen begegneten uns freundlich ohne nach Geld zu betteln. Das Treppensteigen und Erzwingen, der mit Ruinen bestückten Berge, war abermals kräftezehrend.Nach knappen drei Stunden legten wir ab und gegen 15 Uhr gelangten wir zurück nach Puno, wo ich zugleich ein Ticket für einen frühen Bus besorgte. Dieser wurde jedoch nicht gleich voll, weshalb wir in der nächsten Stadt so lang rumstanden, bis der Busfahrer mit seinen ”A Cusco”-Geschrei den Bus voll hatte. Nach dutzenden Zwischenstopps kam ich gegen 1 Uhr völligst gerädert in Cusco an.

Isla Amantani

Wir legen an. Vor uns ein kahler Berg mit spärlicher Vegetation und verstreuten Häusern. An der Anlegestelle erwarten uns die Einheimischen in ihrer alltäglichen, bunten Tracht. Eigentlich sollten wir jetzt gemäß eines strickten Plans den einzelnen Gastfamilien zugeteilt werden, doch unser “Lonley Planet”-Buch sagte, es sei nicht gut. Schließlich versuchen wir grüppchenweise selbst ein Quartier zu finden, wuden jedoch gleichsam unweigerlich zugeteilt. Unser Gastvater scheint sehr engagiert und führte uns zu seinem Haus nebst Garten. Seine Kinder rennen umher. Sie und seine Frau begrüßen uns mit einem sanften Händedruck – sowas ist hier wohl nicht üblich und stattdessen erlernt. Im ersten Stock des Hauses zeigt man uns unser Zimmer. Drei Betten, zwei kleine Fenster und Stühle erwarten uns hinter der niedrigen Tür. Wir sind nur zu zweit, dass heißt David – ein Chinese, der in den Staaten studiert – und ich. Stolz weißt uns der Herr des Hauses auf eine Art Lizenz hin, Touristen zu beherrbergen.Abermals kann ich mein Spanisch testen und mich nachher ärgern, was ich falsch gesagt habe. Ich versteh, wann es essen gibt und was so über’n Tag zu ansteht.Zunächst gab’s Mittagessen: als Vorspeise eine fade Suppe mit Kartoffeln und Ei drin. Dann einen Teller mit vier verschiedenen Sorten Kartoffeln und einem Tunfisch-Zwiebel-Brei. Es hat alles recht gut geschmeckt, wenngleich ich nicht hätten sehen wollen, unter welchen Umständen es zubereitet wurde. Die Küche glich einem Erdloch mit Feurstelle. Fließend Wasser gab es sowie so nicht und Strom ausschließlich aus Batterien. So liefen beispielsweise ein paar Kinder mit einem Ghetto-Blaster entlang – eine trug eine Musikbox und zwei eine große Autobaterie.Wir trafen die anderen auf dem Plaza – sechs Schwaben, zwei Däninnen, zwei Kanadier und ein Engländer. Alle saßen sie schon mit uns in einem Boot und jetzt sollten wir gemeinsam ein paar Inka-Ruinen bestaunen. Es dauerte nicht lang, da verfolgte uns ein Trupp musizierender Kinder. Die Musik war schön, doch gleich hielten sie ihre bunte Mütze für ein paar Doller auf.

Die im Vergleich zu Cusco hinzugewonnen 400 Höhenmeter wurden fast auf 4000 Meter aufgerundet. Entsprechend hing uns beim Erklimmen der seichten Stufen die Zunge aus dem Hals. Als ich daheim in Deutschland mit dem Finger über die Landkarte fuhr, hatte ich mir diesen Ort wesentlich anders vorgestellt. Nun überkam mich ein Gefühl, all das schon einmal gesehen zu haben. Nahe dem Gipfel erstreckte sich ein Netz von geschichteten Steinmauern und Terrassen. Obenauf ein zweifaches Quadrat aus eben diesen Steinmauern (Panchamama == Mutter Erde). Sofort erinnerte ich mich an die Aron-Islands in Irland. Es war, als hätte ich das falsche Boot genommen.Einzig die schneereichen Gipfel der bolivianischen Cordilleren und die umgebende Szenerie, erinnerten mich daran, wo ich hier gelandet bin. Es war bereits dunkel, als wir uns mit einem Coca-Tee die Hände gewärmt hatten und den “compra” (kauft) rufenden Frauen mit ihren Alpaka-Mützen, -Pullovern, und -Decken entkamen. Fast im Tal angelangt, erschienen mehr und mehr Kinder und fragten nach Dollern. Dieses dreiste und unbegründete Betteln hat uns ganz schön genervt. Wer solchen Bestrebungen nachgibt sollte sich zweier Dinge bewusst sein: (1) Geld für’s Nichtstun verdirbt die Arbeitsmoral (Pavlov) und (2) hilft eher den (zum großen Teil alkoholabhängigen) Vätern. Nachdem uns vor dem Mittagessen der Gastvater mit seiner Frau einen Besuch abstattete, um uns drei Mützen und fünf Freudschaftsbänder zu verkaufen, erschien nach dem Abendesse (Suppe+Reis mit Bohnen) der älteste Sohn mit seiner Panflöte. Ich wollte mich weitestgehend mit ihm unterhalten, doch er kam nur, um uns ein paar Soles wegen, ein Ständchen zu spielen. Wie schade, die Natürlichkeit blieb abermals auf der Strecke. Für den Abend hat man uns alle zum Tanz ins Gemeindehaus eingeladen. Es gab auf der Insel neun Gemeinden mit je 12 Familien. Mit einer dachten wir dort zu feieren, aber es waren abgesehen von den Musikanten nur Touristen da, die Ringelreihe zur Musik umhersprangen. Ich hätte glaub ganz bisschen Alkohol gebraucht, um mich diesem Treiben hingeben zu wollen. Wir glaubten uns im falschen Film. Unser Gastvater war inzwischen irgendwie und irgendwo besoffen geworden. Einem von uns gings wegen des Essens schlecht. Naja, wir plauderten amüsiert bis 10 Uhr, dann war Zapfenstreich, dass heißt, es wurde Zapfenduster – die Gaslampe wurd’ ausgemacht und wir standen da, mit Ponchos behangen und von bunten Mützen bedeckt. Die mit mir gereisten waren jedoch sehr interessante Gesprächspartner. Die Deutschen hatten teils bereits ein Voluntariat in Peru hinter sich, bzw. waren noch dabei. Einer bereitete sich in Arequipe auf seine Diplomarbeit bei einem Stromversorger vor. Ich befand mich also unter Gleichgesinnten. Mit David habe ich auf’m Zimmer noch sehr lang über China gesprochen.

Ich weiß nicht warum, aber seit ich in Peru bin wache ich täglich gegen 6 Uhr – zum Sonnenaufgang – auf. Nach dem Frühstück fuhren wir sogleich zur Isla Taquile.