Die Hoyerswerdaer Neustadt ist das Nowa Huta von Ostsachsen. Riesige Plattenbauten erinnern an post-stalinistische Wohnungsbauprojekte einer Stadt, die wegen der Arbeit im Kohlveredelungswerk Schwarze Pumpe sich einmal zu einer Großstadt entwickeln sollte. Inzwischen wurden viele Platten in ihrer Höhe rasiert und in ihrer Anzahl dezimiert. Größer als die Plattenbauten sind heute die Rasenflächen. Sie eröffnen Sichtachsen, die im Nichts verlaufen. Die Abwesenheit von Landschaftsarchitekten ist in dieser Gegend wahrscheinlich nur das geringste Problem.
Im ehemaligen Betriebskulturhaus des Gaskombinats Schwarze Pumpe – der heutigen Lausitzhalle – fand in den letzten beiden Tagen eine IT Messe namens ZuseExpo statt. Konrad Zuse lieh seinen Namen für die Veranstaltung und ließ auf visionäre Aussteller hoffen. Kaum zwei Dutzend Stände erwarteten die Besucher der B2B Messe. Die Stände waren nur mäßig besetzt, die Reihen im großen Saal blieben kläglich leer. Viele kleinere Firmen waren vollzählig zur Messe erschienen. Überraschender Weise sah ich nur wenige Software Firmen, vermehrt jedoch Firmen aus dem Automotive-Bereich und der Automatisierungsbranche. Also größtenteils Firmen, die viel mit Hardware arbeiten. Aus dem Medienbereich war gar nur ein Aussteller zu finden. Das Thema Internet wurde, abgesehen von einem CMS-Anbieter mit einem ostsächsich-komplizierten Backend, nur bei Kaffee und Kuchen abgefrühstückt, obwohl es in (Ost)Sachsen sehr viele Akteure in dem Bereich gibt.
Ich wollte auf der Messen Kontakte für Forschung und Lehre knüpfen. Dies ist mir auch gelungen, trotzdem die meisten Firmen kein Interesse an aktueller Forschung hatten und primär darauf aus waren, Geschäfte mit anderen Firmen zu machen. Fachkräftemangel war kein Thema. Auch das Interesse an Praktikanten und Masteranden war gering.
Alles in allem war dies eine wenig visionäre Messe. Nicht zuletzt das verstaubte Ambiente eines DDR-Kulturhauses vermittelte den Eindruck des Stillstands. Etwas mehr Sinn für Schönheit, Kreativität und ansprechende Formate hätten der Veranstaltung gut getan. Die Entscheidung für den Standort Hoyerswerda zeugt von Idealismus und wird von der Geschichte Zuses getragen – mehr aber auch nicht.