Meine Empfehlungen zum Neißefilmfest: Open Access, Liga Terezin, Sieniawka

Zum 11. mal und wieder kaum zu übertreffen: das räumlich verteilte und raumumspannende Filmfest im Dreiländereck Polen, Tschechien, Deutschland. Ja, DAS Neissefilmfest. Es lohnt im Programm zu stöbern. Ich möchte einige Filme empfehlen, wenngleich ich nicht immer die Gelegenheit haben werde, sie zu sehen:

Vidkryty Dostup / Open Access
Die politische und gesellschaftliche Etablierung von Open Access schreiten hierzulande mit großen Schritten voran. Wie es in einem nicht-so-westlichen Land darum bestellt ist, verspricht dieser Film zu erzählen. Da es um die Ukraine geht, dürfte die anschließende Diskussion Oleksandra Bienert und Andreas Schönfelder in mehrfacher Hinsicht interessant werden.
UA 2013 | 98 min | BR | OF + eUT + dtÜ
Siehe auch NGO Centre UA
09.05. 20.00 h KUNSTBAUERKINO 2, GROHEDO

Im Jahr 2011 wurde das Gesetz des Zugangs zu öffentlichen Informationen in der Ukraine verabschiedet. Zu einem Zeitpunkt, wo die demokratischen Rechte ignoriert wurden und die Korruption wucherte, beschlossen fünf Filmemacher, das System herauszufordern. Der Mangel an Transparenz und Verantwortung durch die Anführer des Landes und deren Gleichgültigkeit und Ignoranz – das ist, was die Dokumentationen bezeugen. Die Protagonisten leben in verschiedenen Teilen der Ukraine. Was sie verbindet aber ist der Wunsch, den Zugang zu freien Informationen zu schaffen. Diese Anthologie beinhaltet: “Mezhyhirya”, “Afghanischer Kriegsveteran”, “Schule”, “Haus der Chimären”, “In Bedrängnis”.

 

Liga Terezin
Angesichts des diesjährigen Schwerpunkt auf dem jüdischen Leben in Ost(und Mittel?)europa erwarte ich mir von diesem Film nicht nur Erkenntnisse für meine Arbeit am interaktiven Film(projekt) „Theresienstadt explained“. Liga Terezin erzählt eine unglaubliche Geschichte vom Fußball im KZ Theresienstadt wohl auch vom Versuch zu einem Alltag zu finden.

IL 2012 | 52 min
10.05. 11.00 h KUNSTBAUERKINO 2, Großhennersdorf

Von 1942 bis 1944 trugen jüdische Häftlinge unzählige Fußballspiele auf improvisierten Spielfeldern in unmittelbarer Nähe ihrer Baracken im Ghetto Theresienstadt aus. Es war der Versuch, sich der traurigen Realität ihrer aufgezwungenen Notlage entgegen zu stemmen. Die Nazis machten davon Filmaufnahmen, um sie für Propagandazwecke zu nutzen. Ausgehend von diesen Aufnahmen spannt der Film einen Bogen zu aktuellen antisemitischen Tendenzen in holländischen Stadien.

Sieniawka
D/PL 2013, 126 min., DCP OF dt UT
08.05. 15.00 h KRONENKINO, ZITTAU
In der Umgebung von Zittau kann ich mir kaum einen misteriöseren Ort vorstellen, als den ehemaligen Kasernenkomplex in Sieniawka (ehm. Kleinschönau). Das Anwesen ist vielen noch als Sitz des Kraftverkehrs und Tankstelle bekannt.. Manche wissen um die Geschichte als Produktionsort der ersten Düsentriebwerke durch die Firma Junkers im Jahre 1945. Nur wenige sind dagegen mit der düsteren Vergangenheit als Entbindungsheim von Groß-Rosener KZ-Häftlingen, dem Wirken von Dr. Mengele und andern SS-Größen sowie der Nutzung als Lager des sowjetischen NKWD vertraut. Einige Enthusiasten vermuten in den unterirdischen Produktionsstätten Nazischätze, wie das Bernsteinzimmer. In diesem Film geht es jedoch um die heute dort zu findende Psychatrie.

Ein Tagebau, ein herumstreunender Kosmonaut. Eine Betreuungsanstalt für psychisch Normabweichende. Erst Essensausgabe im Speisesaal, dann Zigarettenausgabe im Raucherzimmer. Lufttennis im Garten und ein altes Kino aus Vorkriegszeiten.
Ein aus der Zeit gefallener Ort namens Sieniawka, bekannt für seinen Grenzübergang und für eine lokale Psychiatrie an der polnisch-deutschen Grenze bildet das schwerelose Zentrum dieses kinematografischen Bildermonoliths. Eine experimentelle Mischung aus Science-Fiction und Dokudrama. Sieniawka, 5 Minuten Fußweg von Zittau entfernt – Leben auf einem fremden Stern.

Darüber hinaus:
Rublak. Die Legende vom vermessenen Land (08.05. 20.00 h KULTURFABRIK, MITTELHERWIGSDORF)
One Fine Line (09.05. 17.30 h KUNSTBAUERKINO 1, GROHEDO)