Text2Video: eine andere Art von InternetTV

Rolf Schulmeister hat vor mindestens sieben Jahren Abstufungen der Interaktivität von elektronischen Lernmedien beschrieben. Beim Versuch diese Stufen auf interaktive Videos zu übertragen, kam ich bei Stufe IV ins Stocken. Dieser Grad an Interaktivität ist dann erreicht, wenn aus den vom Anwender eingegebenen Daten oder Parametern eine Darstellung erzeugt wird. Typischer Weise kennt man das von Simulation, die Parameter einer mathematischen Form als Graphen plotten. GeoGebra gibt ein gutes Beispiel dafür ab.
Im Ergebnis entstehen jedoch keine Videos, sondern Grafiken oder Animationen. Die Frage, die mich treibt ist also, wie kann man beliebige Daten in ein Video umwandeln?
Trivial ist es aus Bildern ein Slideshow-Video bzw. Stop Motion Video zu generieren und mit Musik zu hinterlegen. Ebenso einfach wäre es aus einem flickr-tag ein solches Video zu erzeugen oder Motion Graphics zu erschaffen.

Viel besser will es ein Startup aus Miami lösen. Aus Blogs, tweets und sonstigen Textquellen wollen die Startups gui.de und wibitz Sprache generieren und mit Bildern zu Videos anreichern. Damit könnte man sich dann ein Stück des Internet oder vielleicht sogar Artikel und Bücher als Film ansehen. Kombiniert mit interaktiven Eingabemöglichkeiten der Anwender könnte ein neues Filmgenre entstehen. Ein oder mehrere Nutzer wählen eine Reihe von URLs und Textpassage im Netz aus und erzeugen daraus Filmszenen, die jeweils von verschiedenen Charakteren vorgestellt werden. Diese Charaktere könnten natürlich ein Abbild der Textautoren sein.
Auch wenn synthetische Stimmen (noch) nicht so aktivierend auf den Betrachter wirken sehe ich darin eine neue Form des Bildungsfernsehen. Ich freue mich auf Dienste wie Diigo2Video, twitter.tv und Text2MOOC.

http://www.youtube.com/watch?v=jU9uE_CnL88

J. Loviscach zu Videos in der Hochschullehre

Jörn Loviscach berichtet seit mehreren Jahren über seine Erfahrungen zum Einsatz von Videos in der Lehre an Hochschulen. Er zählt sicher zu den fleißigsten Produzenten von anspruchsvollen Lernvideo, den man bei Youtube finden kann. Seine Lösungen sind von Effizienz und Effektivität geprägt und überzeugen durch pragmatische, einfach nachzuahmende Lösungen. Gerade dieser Minimalismus ist es, der Jörn Loviscach ein bisschen daran hindert über das Genre des Lernvideos hinaus zu schauen und neue technische Ansätze zu verfolgen, die YouTube & Co nicht bieten. Konzepte wie layered video, hypervideo oder, allgemeiner gesprochen, das TEMPORAL WEB gehen noch an ihm vorbei.

Spannend finde ich seine Anmerkungen zur Integration von Testfragen (Udacity), Fast Forward (Coursera) und definierten Zwangspausen im Video, in denen die Rezipienten Zeit zum Nachdenken bekommen.

Nach- und Abgang des Social Media Symposiums

Gestern fanden wir uns im alten E-Technik-Labor der Hochschule Zittau/Görlitz zum Symposium „Digitalisierung und Social Media in Lehre und Forschung“ zusammen. Die Veranstaltung hatte den Charakter eines Workshops. Umgeben von faszinierenden Micrographien und alten Schaltschränken diskutierten die Leute über den Nutzen von Social Media im Marketing, dem Lernen mit Videos und für das effektive und effiziente Arbeiten.

Andre Jontza von der Handelshochschule Leipzig (HHL) referierte über deren PR-Strategien in Facebook. Abgesehen von den allseits bekannten Marketing-Stories überraschte mich, dass die HHL ihr Kerngeschäft, nämlich Forschung und Lehre, nicht gezielt auf diesen Kanälen kommuniziert. An der HHL dreht sich die Kommunikation um Leipzig, die HHL als solches und die Studierenden und Absolventen. In Berkley, Standford und am MIT ist man da beispielsweise mit dem Angebot von freien Lernressourcen ein gutes Stück weiter. An der TU Dresden beschäftigen wir uns mit dem Thema eScience, d.h. der Nutzung und Bedeutung von IKT und insbesondere Social Media in der Forschung.

Nicolai Wirth inspiriert durch seine Biographie in der Startup-Szene des Web 1.0 und 2.0. Um seine Anregungen für eine effiziente Arbeit mit Social Media wirklich bewerten zu können, hätte ich in den Nachmittagsworkshop setzen müssen. Durch seinem Vortrag im Symposium bestätigt er jedenfalls meine Ansicht, dass man via Facebook, twitter und Xing zwar auf dem Laufenden bleiben kann und damit prima Kontakte am Leben halten kann, doch für ein weitergehende Wissensmanagement auf andere Werkzeuge zurückgreifen muss. Die genannten Dienste bringen einem auch nur dann zu neuen, inspirierenden Informationen, wenn man bereits ein entsprechendes Netzwerk geknüpft hat. Je cooler deine Freunde, desto bessere Informationen kannst du von ihnen abgreifen. Diese Erkenntnis ist fatal, wenn man bedenkt, dass uns diese Medien i.d.R. von Meinungsführern mit einem ausgebauten Netzwerk empfohlen werden.


Mein Beitrag über Lernvideos im Kontext von Social Media umfasste eine Einordung von Videos hinsichtlich ihrer medialen Eigenschaften, technischen Ausprägungen und kollaborativen Einsatzszenarien in der Lehre. Kollaborative Prozesse können sowohl während der Videoproduktion und Annotation, als auch bei der Auseinandersetzung mit dem Video stattfinden. Die einzelnen Prozesse sind die Übergänge zwischen vier verschiedenen Zuständen eines produzierten, wahrgenommenen, annotierten und diskutierten Videos. Hinzu kommen Prozesse, welche in weniger eindeutig definierbare Zustände münden, d.h. per Verlinkung, Einbettung oder Meshup in eine engere Beziehung zu anderen Ressourcen im WWW treten.

States and Transitions of Social Video

Im praktischen Teil stellte ich eine Reihe von verfügbaren Tools und Methoden (Mozilla Popcorn Maker, vi-wiki, VideoClipQuest) vor und gab einen Ausblick auf unsere derzeit laufenden Entwicklungen skriptbasierter Lernvideos.

Die HTML 5 Folien mit weiterführenden Informationen wie Videos, Links und Literaturangeben sind bereits seit einigen Tagen online.

Die Kreide im Lernvideo

Als Kreidezeit bezeichnet man gern den Zeitabschnitt, der durch neue Lerntechnologien sein Ende gefunden haben soll. Dabei vergisst man schnell, dass die geologische Epoche der Kreidezeit gut 80 Mio Jahre andauerte und die Kreidezeit in Lehre auch nicht so schnell abläuft, wie xPads, Smartboards und E-Kreide es vermuten lassen.

In koreanischen Lernvideos (siehe auch seemile) hat die Kreide jedenfalls den Stellenwert, wie die Zeichnungen in Kahns Videos. Zusätzlich werden jedoch die PowerPoint-Folien auf die dunkelgrüne Tafel projiziert und per Kreide ergänzt. Praktisch lässt sich dies leicht mit weißer Schrift und schwarzen Hintergrund in den Folien umsetzen. Der Vorteil besteht ganz klar in der Kombination aus Sprecherbild, Tafelanschrieb und multimedialen Elementen per Projektion. Kameraschwenks sind überflüssig, da das Terrain klar durch die Tafel definiert ist.

Kreide in der Vorlesungsaufzeichnung

Die Kritik, die Thomas Ottmann in seiner Keynote auf der diesjährigen DeLFI äußerte bleibt deshalb bestehen: In der Postproduktion kann ich keine Fehler korrigieren und auch keine Objekte wie Kreidezeichnungen extrahieren.

KoviLern: Kooperationsskripts in videograhischen Lernmedien

Mit Hilfe von Kooperationsskripts lassen sich kooperative und kollaborative Lernprozesse so strukturieren und steuern, so dass für einzelne Prozessphasen Aktivitäten und beteiligte Akteure definiert sind. Ziel dieses Projektes ist die Integration und Anwendung von Kooperationsskripts für videographische Lernmedien. Mittels einer Autorenumgebung werden Skripts mit Lernvideos verknüpft und im experimentellen Einsatz evaluiert.

Erkenntnis- und Entwicklungsziele:

  • Formaliserung von CSCL-Scripts
  • Entwicklung videobasierter, kooperative Lernformen
  • Implementierung  einer Autorenumgebung zur Definition, Steuerung und Wiedergabe der Skripts.
  • Verhältnis von Kooperationsskripts und Design Patterns als Wissensrepräsentationen, welche man aus realen, häufig wiederkehrenden Situationen abstrahiert, um sie mittels ihrer Beschreibung zur Gestaltung ebensolcher Situationen zu nutzen.

Projekteträger: Medienzentrum, Technische Universität Dresden

KoviLern ist eine Teilprojekt des „Forschungsnetzwerks eScience Sachsen“ unter der Leitung von Prof. Dr. T. Köhler, welches durch die Europäische Union und den Freistaat Sachsen gefördert wird.

Zeitliche Flexibilität von Lernfilmen

Hartmut Simmert und Frank Richter gaben heute auf dem OLAT User Day an der TU Dresden einige Argumente für Vorlesungsaufzeichnungen und Lernfilmen zum Besten. Üblicher Weise werden bei solchen Vorträgen die bekannten Vorteile des E-Learnings aufgewärmt, doch Simmert fügte mit dem Hinweis auf die zeitlich Flexibilität von Lernfilmen einen interessanten Aspekt hinzu.

Die Lehre an Hochschulen und Universitäten ist vor allem zeitlich strukturiert. Alle Lehrinhalte werden auf 90 bzw. 45 Minuten gestaucht, ausgedehnt oder sogar aufgeteilt. Dieser Mangel an zeitlicher Flexibilität entfällt bei Lernfilmen. Nachbereitete Vorlesungsaufzeichnungen respektive eigens Produzierte Lernfilme können zeitlich und somit auch inhaltlich frei strukturiert werden. Der Dozierende kann sich die Zeit nehmen, die er für die Ausbreitung und Konstruktion des Lehrstoffs für angemessen hält. Andererseits könnte man auch fragen, ob die zeitliche Struktur der Stundenpläne noch zeitgemäß ist.

Periodic Table of Video

Eine Gruppe von Forschern der Nothingham University haben unter der Regie von Brady Haran die 118 Elemente des Periodensystems verfilmt. Aktuell sind sie dabei, ausgewählte Moleküle in Form kurzer Videosclips zu vorzustellen.

Ein Stückweit genialer finde ich noch Haran’s sixty symbols of physics and astronomy:

Leider kommen all die Videos nicht unter einer Creative Commons Lizenz daher. Es sind definitionsgemäß keine freien Lernressourcen, ganz zu schweigen von den YouTube-typischen Werbeeinblendungen.