theresienstadt explained beim Willkommens- und Abschiedsseminar in Dresden vorgestellt

Es ist nun schon gut sechs Monate her, dass uns die crowd bei der Digitalisierung des NS-Propagandafilms »Theresienstadt – Eine Dokumentation aus dem Jüdischen Siedlungsgebiet« unterstützt hat. Seit dem habe ich zwei größenen Schüben die Inhalte und Umgebung für ein Lernumgebung entwickelt, die ich just am Sonnabend zum zweiten mal zur Diskussion stellte.

Beim diesjährigen Willkommens- und Abschiedsseminar trafen sich die derzeitigen und neuen Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen Friedensdienst sowie die Freiwilligen vom Österreichischen Gedenkdienst in Dresden. Der Ort war gut gewählt, hoch ober über der Elbtalhitze, am Weißen Hirsch in der Jugendbegegnungstätte der Evangelischen Kirche.
Mein Ziel während der zweistündigen Veranstaltung bestand darin, mit der Zielgruppe der Lernumgebung ins Gespräch zu kommen und von ihren spezifischen Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit Jugendlichen in der Gedenkstätte zu lernen. Nach einer kurzen Vorstellung der Projektgenese zeigte ich den Film in der von mir wieder hergestellten Reihenfolge der Szenen laut Drehbuch. Anschließend führte ich einige Neuerungen der interaktiven Videolernumgebung vor:

  • Galerie der Einzelbilder je Szene
  • Animierte Einzelbilder in der Szenenvorschau
  • Verlinkung zwischen Szenen, Film und Personen
  • zeitgenaue Annotation einiger Personen mit Hilfe von Overlays
  • Diskrete Anpassungsmöglichkeit der Wiedergabegeschwindigkeit (0.25x, 0.5x, … 4x)

Das hört sich zunächst nach einem guten Fortschritt an, bedarf aber noch sehr vieler Erweiterungen. Zum einen liegen noch nicht alle Inhalte vor (7/47 Biografien halte ich für ausreichend gut), zum anderen fehlt fast noch das gesamt Backend, um die Inhalte auch verwalten, aktualisieren und ergänzen zu können. Ziel soll es sein, dass die ASF/ÖG einmal eigenständig das Hypervideo weiterentwickeln können. Bei der Entwicklung der Inhalte wollen mich die neuen und ehemaligen Freiwilligen nun unterstützen. Das ist großartig! Christian hat bereits angefangen und mir aktuelle Fotos von den damaligen Drehorten geschickt. Diese Gegenüberstellung wird auch noch Eingang finden.
Abgesehen von diesen faktischen Aspekten, ist mir eine nur ansatzweise ausgeprägte Didaktisierung der Bildungsarbeit vor Ort aufgefallen. Beispielsweise existiert noch keine Dokumentation der didaktischen Arbeit mit dem Film. Das es dabei, je Zielgruppe, Gruppengröße und Motivation sehr unterschiedlicher Herangehensweisen bedarf, ist allen klar. In Zusammenhang mit der Lernumgebung sollte dies z.B. in unter Angabe von Zeit, Inhalt, Methode und Technologie verschriftlicht werden. Nicht zuletzt für eine Anwendung an Schulen braucht es Hilfestellungen dieser Art, damit Lehrer so wenig wie möglich Arbeit damit haben.
Sehr spannend war dann auch die Diskussion über die Zielsetzung der Lernumgebung im Kontext der jeweiligen Maßnahme vor Ort. Es scheint klar, dass der Aspekt der Propaganda im Kontrast zu einem Dokumentarfilm sehr wichtig ist. Einige Fragestellungen können wir dabei nicht durch unsere Kompetenzen bedienen:

  • Worin unterscheidet sich der sogenannte Dokumentarfilm von anderen Dokumentarfilmen dieser Zeit
  • Wie ist der Film im Zusammenhang mit anderen, für das Ausland bestimmten Propagandamittel zu sehen?
  • Welche stilistischen Unterschiede prägen den Film im Vergleich zu heutigen Dokumentarfilmen?

Einigung bestand darin, dass die Propaganda anhand von nur ausgewählten Szenen erläutert werden soll, die mit entsprechenden Fakten belegt werden können. Fraglich ist jedoch, ob wir dem im Web schwer zu spezifizierenden Betrachter eine selbstbestimmte Betrachtung zugestehen, oder ob wir die Einblendung der Kommentare erzwingen. Hier steht die Eigenverantwortung und ästhetische Darstellung der Quelle der Gefahr gegenüber, die Propaganda noch einmal ungefiltert wirken zu lassen. Auch diese Frage lässt sich anhand ähnlicher Quellen sicher gut bewerten.

Als nächsten Schritt werde ich alle meine bisher gesammelten Quellen und Texte mit den Leuten teilen und eine kooperative Wissensproduktion anstreben. Einen paar kleine Weiterentwicklung gedenke ich bis zur Tagung »Terezín 2014 | Film Conference in Terezín« (4-7. September) vorzeigen zu können.

Hier sind die Folien, welche meine Ausführungen in Teilen wiedergeben:

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