Denkt man die UNESCO-Auszeichnung eines Weltkulturerbes, kommen einem sofort monumentale Bauwerke und Naturschönheiten in den Sinn. Dass jedoch auch die ‘French Cusine’ und der Tango mit die Listen einreihen, regt an, ganz andere Menschenwerke auszeichnen zu lassen.
Das deutsche Chapter der Wikipedia bemüht sich seit einiger Zeit darum, die WIKIPEDIA als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen. Ein solches Ansinnen ist zunächst erst einmal verzwickt, weil die Wikipedia eine internationale Plattform ist, doch entsprechende Anträge zur Aufnahme in die Kulturerbeliste von nationaler, d.h. staatlicher Seite kommen muss. Welcher Staat soll das tun? Auch gibt es noch keine passende Kategorie, wie ‘Wissen’ oder ‘Digital Media’.
Der Reiz einer solchen Auszeichnung ist weniger ein finanzieller, als ein ideeller. Der weltweite Bekanntheitsgrad würde steigen. Kritiker der Wikipedia, auch jene an Universitäten, fiele es schwerer gegen ein solches Prädikat anzukämpfen. Auch die Erwartungen hinsichtlich Auswahl und Qualität der Inhalte wären eine andere.
Könnte eine, der Hochkultur zugehörige Wikipedia dann weiterhin Artikel über vermeintlich triviale Begebenheiten enthalten? Viel wichtiger ist die Frage, ob eine solche Krönung nicht sogar Leute davor abschrecken könnte, sich als Freiwillige an der Bearbeitung von Artikeln zu beteiligen, weil sie sich als nicht würdig oder fähig erachten. Angesichts der Aberkennung des Welterbetitels des Dresdner Elbtals, muss man auch überlegen, ob die UNESCO bestimmte Artikel (über Brücken 😉 zum Anlass nehmen könnte, den Titel wieder abzuerkennen?
Der Wikipedia und den Wikipedians sollte eine eventuelle Auszeichnung als Weltkulturerbes jedenfalls nicht zu Kopf steigen. Überheblichkeit im Sinne einer Wissen- und Kulturführerschaft könnte die Gemeinschaft spalten und auf wildes forken hinauslaufen. Ein UNESCO-Hype ruft vielleicht auch Feinde auf den Plan. So wie die Taliban die Buddha-Statuen von Bamiyan im Jahr 2008 zerstörte, könnte auch die Wikipedia als Symbol der (vor allem) westlichen Wissensgesellschaft zur Angriffsfläche werden. Vandalismus ist ja bekanntlich ein fortwährend präsentes Thema.