E-PostBrief erschwert Gutenberg-Praktiken

Wie bin ich froh, endlich das Procedere der Anmeldung mit PostIdent, HandyTANs, AdressTAN hinter mich gebracht zu haben, um nun endlich in den Genuß des vom einstigen Bundesinnenminister gepriesenen deMail E-PostBriefes zu kommen.
E-PostBriefe sehen aus wie E-Mails, sind aber keine. Sie erlauben den Versand von klassischen Briefen vom Rechner aus, sowie den Nachrichtenaustausch zwischen den E-Post-Nutzern. Da ich niemanden kenne, der die E-Post nutzt, musste ich mir für 55 Cent (!) selber einen Brief schreiben; an meine neue E-PostExBeamtenKomplizierAdresse.
Nun, eine Stunde später, warte ich immer noch auf die Ankunft. Das Posthorn im Logo des Dienstes kommt also nicht von ungefähr. Ästhetik und Bedienbarkeit rühren scheinbar ebenso aus dem Zeitalter der Postkutschen. Gebräuchliche Gutenberg-Praktiken sind der Post jedenfalls suspekt:

Aus Sicherheitsgründen dürfen Skripte normalerweise nicht auf Ausschneiden/Kopieren/Einfügen zugreifen. Benutzen Sie bitte den Button links oben: ‘unformatierten text einfügen’.

Normalerweise! Ein Schelm, wer glaubt einen Brief vom LibreOffice ins Kuvert des E-PostMalAufBrief  stecken zu können.

Stéphane Hessel, ich bin empört!

Respekt vor dem 93 Jahre alten Stéphane Hessel, der mit einem 30-Seitigen Büchlein alle Feuilletons erstürmt und einen internationalen Bestseller produziert. Bei aller Sympathie gibt mir das Büchlein selbst Anlass, mich zu empören…

Die Momentaufnahme des Films

Im PiraCine schaute ich mir heute zum zweiten mal den Open Source Dokumentarfilm “RiP! Remix Manifesto” an. Erfahrungsgemäß meint man, einen Film nach dem ersten mal Anschauen zu kennen und sich u.U. bei der Wiederholung zu langweilen. Das kann einem bei den besten Filmen passieren. Bei “RiP!” jedoch, guckt man jedes mal genau die Version des Films, die man sich herunter geladen hat. Kleinste Unterschiede in der Versionierung resultieren in einem völlig anderen Film, in dem die Reihenfolge der Szenen vertauscht, Szenen ergänzt oder verschwunden sind. Wenn der Film also in irgend einem Kino läuft, erwischt immer nur eine Momentaufnahme.

Open Source Filme ähneln in dieser Hinsicht Softwareprodukten, die sich im Zuge neuer Releases weiter entwickeln und sich Varianten (Branches) aufspalten. Diese Varianten können insbesondere der Ausgangspunkt für ganz neue Filme sein.
Bei ‘RiP!’ ist es ähnlich. Die zweite (Major-)Release besteht aus unterschiedlichsten Variationen, zu denen Jedermann etwas beitragen kann. Nun darf man gespannt sein, in wie weit sich der thematische Schwerpunkt des (streng genommen nicht vorhandenen) Originals verschieben wird.
In jedem Fall werden wir uns dann angewöhnen müssen, neben dem Filmtitel und etwaigen Produzenten auch die Versionsnummer zu merken.

PiraCine erklärt sich selbst

Am Donnerstag, dem 28. April, zeigen wir im Audimax der Hochschule Zittau/Görlitz die zeitgeistliche Dokumentation RiP! Remix Manifesto. In der vierten Aufführung unseres Hochschulkinos PiraCine kommen wir auf den Punkt. Der Film ist ein lebendiges Beispiel für gelebte Open Source Produktion und gemeinfreiem Kulturschaffen im Sinne von Creative Commons. Dieser Film erklärt die Idee hinter PiraCine, in dem ausschließlich gemeinfreie Filme gezeigt werden.

RiP! A Remix Manifesto ist die erste Open-Source-Dokumentation weltweit. Der Film ist ein Plädoyer für die Remix-Kultur aus der heraus er selbst enstanden ist: Hunderte Freiwillige lieferten eigene Beiträge oder überarbeiteten vorhandenes Filmmaterial. Der Regisseur Brett Gaylor stellt dabei die Mashup- und Remix-Kunst dem geltenden Urheberrecht gegenüber. Allen Auszeichnungen auf Filmfestivals zum trotz, entwickelt sich RiP! in immer neuen Remixen und Varianten weiter.

Abitur ohne Lesekompetenz?

Eine Studie der Universität Hamburg förderte nun zu Tage, dass 14% der erwerbstätigen Deutschen Funktionale Analphabeten sind. 40% der Befragten leiden zudem unter einer Schreibschwäche. Prof. Dr. A. Grötlüschen und Dr. W. Riekmann befragten 8436 Personen im Alter von 18-64 Jahren.

Knapp 60% derer, die Deutsch als erste Read More