Am 9. April findet im Schlesischen Museum eine Diskussionsforum über die Zukunft der kürzlich öffentlich gewordenen Baracke des KZ Außenlager Görlitz statt. Unter dem Titel „Denkwürdiges Erbe – Wie weiter mit der Sanitätsbaracke aus dem KZ Biesnitzer Grund?“ lädt der Förderkreis Görlitzer Synagoge zu der Veranstaltung ein.
Impulsvorträge kommen vom Bürgermeister Dr. Michael Wieler und von Pfarrer Norbert Joklitschke, als Vertreter der katholischen Gemeinde Heiligkreuz, auf deren Grundstück sich die Baracke heute befindet. Ich werden ebenfalls ein kurzes Referat mit dem Titel: „Jenseits von Buchenwald und Auschwitz: Das KZ-Außenlager Görlitz“ dazu beitragen.
Der Abstract dazu:
Im Sommer 1944 entstand in Görlitz auf Wunsch der Waggon und Maschinenbau AG Görlitz eine Dependance des KZ Groß-Rosen. Die als kriegswichtig eingestufte Produktion der WUMAG konnte nicht mehr allein durch Kriegsgefangene und sogenannte »Ostarbeiter« aufrecht erhalten werden. An die 1500 Juden, Männer und Frauen, aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa wurden deshalb über Auschwitz und Groß-Rosen sowie deren Außenlager nach Görlitz deportiert. Unter widrigen Lebensbedingungen, schwerer Arbeit und grausamen Misshandlungen starben über 300 Gefangene des Barackenlagers. Das Paradox zwischen der maximalen Ausbeutung der Arbeitskraft (WUMAG) und der Peinigung durch Funktionshäftlinge und SS war Teil der Gegenwirklichkeit des Lagers. Aufgrund der heranrückenden Front trieb die SS im Februar 1945 die Häftlinge nach Rennersdorf, um sie 14 Tage später für den Ausbau Görlitz zur Festung wieder zurück zu holen. Am 8. Mai befreite die Rote Armee das Lager. Mit dem Prozess gegen den Görlitzer Kreisleiter Malitz und Oberbürgermeister Meinshaushausen 1948 erlebte die Ahndung der NS-Verbrechen in Görlitz den Höhepunkt und gleichzeitig das Ende. Erst in den 1980er Jahren begann eine zögerliche historische Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels Görlitzer Stadtgeschichte.
Das Programm des Abends
- Jenseits von Buchenwald und Auschwitz: Das KZ-Außenlager Görlitz. (Niels Seidel, Autor des 2008 erschienenen Buches „Die KZ-Außenlager Görlitz und Rennersdorf – Ein Beitrag zur Aufarbeitung der Geschehnisse im KZ Groß Rosen“)
- Doppelte Existenz – Die wechselvolle Geschichte der Sanitätsbaracke aus dem Biesnitzer Grund (Norbert Joklitschke, Pfarrer der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche)
- UPDATE: Kathrin Krahl, Weiterdenken – Heinrich Böll Stiftung
- Zur Standort- und Standpunktfindung in der Stadt (Bürgermeister Michael Wieler)
- Diskussion