Feine Links

geocoding
Unter diesem Begriff verbirgt sich der Versuch real existierende Orte auf der Welt mit ortsspezifischen Informationen zu verknuepfen (geonames, exploreOurPlanet). Neben Satelitenbildern und Karten diverser Anbieter, werden die Koordinaten der Orte mit einer Vielzahl von Daten kombiniert, z.B.: Wetter, Hotels, Geschichte, andere Ortsbezeichnungen, Nachrichten, Google-Ergebnisse, Wikipedia-Eintraege je Sprache, …. Darueber hinaus werden die Orte ganz klassisch geografisch klassifiziert (Stadt, Fluss, Berg, Park, Strasse, Wald, …). Es ist ueberraschend, wie viele Orte gelisted sind. Das Beste ist: man kann selbst dazu beistragen das Angebot zu verbessern. Der Idee eines autonomen Reiseagentens, im Sinne des Semantic Webs, ist man damit schon ein Stueck naeher gekommen.

filesfrom
Wenn das Postfach vor lauter Attachments ueberquillt oder die 10MB Bilddatei gar nicht erst versendet werden kann, weil der billige E-Mail-Account das nicht zulaesst, dann hilft filestrom. Eine simple Webseite auf welcher man Datein hochladen kann, deren Download-Link im Anschluss an die angegebenen Mailadresse versendet wird. Eine prima Loesung – vor allem, weil man sich nicht registrieren muss. Allerdings wuerde ich keine sensiblen und Daten auf dieser Weise verschicken ohne sie zu verschlüsseln. Dennoch glaube ich nicht, dass jener non-profit Betreiber beabsichtigt die E-Mail-Adressen zu verkaufen.

bestsharing
Wer keinen eigenen Webserver betreibt oder ueber aussergewoehnlich grossen Speicherplatz im Netz verfuegt, dem sei bestsharing empfohlen: Unbegrenzt viele Uploads, keine Registrierung, gespeichert “fuer immer”, wobei dies mittlerweile zwei Tage sind.
Ich habe kuerzlich mal zwei alte Radiosendungen (1, 2) hochgeladen, die nun aber doch gelöscht wurden.

Zum verschicken größerer Dateien empfiehlt sich ebenso das Firefox AddOn AllPeers. Es handelt sich dabei um ein Bittorrent-Client, der den privaten Dateiaustausch unter freunden ermöglicht.

power cast
Strom ohne Kabel und ohne Batterie? Zumindest fuer kleine Geraete gibt es Ende des Jahres eine marktreife Loesung geben, so dass man beispielsweise einen Laptop oder einen mp3-Player ohne Kabel aufladen kann. Ebenso interessant ist power cast fuer drahtlose Sensornetzwerke, deren Lebenszyklus bisher von der Laufzeit der angefuegten Batterien abhing. Vielleicht lassen sich auf diese Weise aber auch unsere Throwies betreiben.

Mahalo
Das Wort ist hawaianisch und bedeutet Danke. Aehnlich wie Yahoo in den 90er Jahren findet man unter Mahalo einen “user generated web catalog”, also ein Verzeichnis von qualitativ hochwertigen und handverlesenen Webseiten. Mahalo bedient sich dabei bestehender Verzeichnisse bei Wikipedia und diverser Social-Bookmarking Verzeichnisse, wie del.ico.us. Angesichts der Tatsache, dass Google und Yahoo zunehms durch Werbung und irrefuehrende Artikel zugemuellt wird, ist dieser Ansatz durchaus wieder aussichtsreich. Im Moment gibt es jedoch nur 4000 Suchbegriffe, allerdings wird alternativ auch das Google-Suchergebnis dargestellt.

AkLIMAtisiert

Bin schon wieder mal angekommen. Damit meine ich, dass ich mich langsam heimisch fühle, mein Viertel kenne, weiß wo was los ist und was es für Möglichkeiten gibt. Bei den SouthAmericanExplorern hab’ ich ganz paar gute Infos abgefasst und gleich mal über’s Wochenende ausprobiert.

Hhuaca Pucllana Das ist der Ort, an dem meine Firma letzten Mittwoch die große Cocktailparty veranstaltet hat. Doch schon im 2 Jh. v.Chr. gings dort zur Sache: ein pyramidenartiger Tempel samt umgebender Stadt wurde errichtet und durch Fischfang, Landwirtschaft und Handwerk belebt. Zur selben Zeit, als die Römer in Europa die Lande eroberten, hatte man hier ebenso Bewässerungssysteme entwickelt, große Vasen getöpfert und komplizierte Kleider gewebt. Einzigartig ist jene Bauweise und Schichtung der Pyramide. Ziegel wurden dafür abwechselnd – hochkannt und waagerecht liegend – aufeinander geschichtet, wobei sie dabei stets ineinandergreifende Trapezmuster bildeten, die dem Bauwerk besondere Festigkeit verliehen. Heute suchen Archelogiestudenten noch immer nach Spuren und rekonstruieren Teile der Anlage.

Ein urperuanischer Nackthund . Mit seinen Falten ist er nicht so schön anzusehen und weckt Berührungsängste, doch wenigstens ist ihm nicht kalt.

Noch etwas typisches: Baumwolle – angeblich die Beste auf Welt. Marken wie Hilfinger und Lacoste lassen ihre Kleider hier anfertigen und schicken sie dann z.B. nach Frankreich, damit “Made in France” draufstehen darf weil sie dort das Ettiket mit der Waschempfehlung annähen. Auf bestimmten Märkten (Povlov Azules) bekommt man jene Artikel für ein Taschengeld zu kaufen. Lacoste Polo: S./25 = 8 Euro.

Das ist ein Meerschwein – hier auch Cuy gennant. Die Hälfte eines anderen habe ich gestern gegessen. Schmeckt wie ein Karnickel mit nichts dran. Hab lang rumgesäbelt bis ich endlich mal ein Stückchen Fleisch aus Knochen, Haut und Gehirn seziert hatte. All Denjenigen, die das Verspeisen von vermeindlichen Haustieren abscheulich finden, gratuliere ich zu ihrer Doppelmoral und empfehle den Vegetarismus. In Peru ist man bemüht den Meerschweinchenkonsum mit neuen Zubereitungsformen voranzutreiben, um somit der indigenen Bevölkerung eine Einnahmequelle zu verschaffen.

cuy

Und so ähnlich sah der Kollege aus. Ich werd’s auch nicht noch mal essen, aber ich musste ja wissen warum.

Ein Alpaca – gibt flauschige Wolle, schlägt aus und spuckt. Schmeckt aber richtig gut.

Andy Warhol

Wer kennt ihn nicht, den alten Slowakenabkömmling, der vor allem wegen seiner Marylin Quadrologie weltberühmt geworden ist und schlichtweg die Popart definierte. Kaum zu glauben, dass nun seine wichtigsten Werke hier in Lima ausgestellt werden und nicht den reichen Galleristen der nördlichen Hemisphere vorbehalten bleiben (Okay – es waren nur Drucke). Für schlappe 50 EuroCent erlangte ich Eintritt zum abstrakten, aber denoch nachvollziehbaren und kenntlichen Gemälden, Grafiken (skurile Rezepte mit Bild) und diversen Produktdesigns (Plattencover für die Stones, Einkaufstüte aus Papier, Zeitschriftencover, ect.). Neben dem erwähnten Marylin-Portrait erfreute ich mich an witzigen Tierbildern (Affe, Zebra, Frosch, Elefant, …) und den “Ten Portraits of Jews of the Twentieth Century”:

French actress Sarah Bernhardt (1844-1923); the first Jewish judge of the United States Supreme Court, Louis Brandeis (1856-1941); renowned philosopher and educator Martin Buber (1878-1965); the theoretical physicist, Albert Einstein (1897-1955); the hugely influential founder of the psychoanalytic school of psychology, Sigmund Freud (1856-1939); stage and film comedians, the Marx Brothers: Chico (1887-1961), Groucho (1890-1977), and Harpo (1888-1964); Israelís fourth Prime Minister and one of the founders of the State of Israel, Golda Meir (1898-1978); distinguished American composer George Gershwin (1898-1937); the eminent novelist, Franz Kafka (1883-1924); and avant-garde American writer, poet and playwright Gertrude Stein (1874-1946)

Altbekannte.

Bisher wusste ich nicht, das Warhol auch Musik (Velvet Underground und mit anderen Namen) gemacht und sogar einige Filme produzierte. Zwei davon gab’s zu sehen – allerdings waren sie mächtig schräg-langweilig, weil der Ton von kreischenden Kindern im Ausstellungsraum überdeckt wurde (die Kinder sind hier oftmals hyperaktiv).

Der Mann mit der Kamera

Warhol’s Streifen haben mich jedoch dazu bewegt mal ein Kino zu besuchen. Und auf anhieb hab ich jene Art von Kino gefunden, die mir am meisten beliebt. Zum Auftakt lief ein sowjetischer Stummfilm mit dem Titel: “Der Mann mit der Kamera” (Chelovek s kino-apparatom) von Dziga_Vertov. Ganz traditionel spielte dazu Musik – aber nicht etwa ein Klaviergeklimper, sondern edel experimentelle Klänge aus’m Computadora, vervollkommnet mit’ner Gitarre, so dass da Klangmuster ala Pinkfloyd zu den schwarz/weiß Bildern brummten. Später poppten und drückten recht harte Tanzbretter aufs Ohr – doch stets in Harmonie und im Takt des Films, der für seine Zeit ebenso modern gewesen sein muss. Ich hatte bisher bei noch keinem Stummfilm jener Epoche Bildmontagen (Übereinanderblendung von mehreren Szenen) und StopMotionEffekte gesehen. Sergej Eisenstein lässt grüßen. Ganz großes Kino – im doppelten Sinne.

Callao und seine Inseln

Um den Smog mal hinter mir zu lassen, beschloss ich auf offner See mal so richtig durchzuatmen und mit’nem Boot von Callao zu den Inseln Palomino, San Lorenzo und Fronton zu schippern. Neben einer Vielzahl von Seevögeln sind die Seelöwen die Hauptattraktion. Für 30$ gabs nicht nur ein Achterbahngeschaukel auf türkisfarbener See, sondern auch eine sehr gut informierte Reiseführerin. Wer wollte, konnte bis auf zwei Meter an die grölenden (und stinkenden) Seelöwen heranschwimmen und ‘Hallo’ sagen. Mir war’s Wasser zu kalt. Wären wir am frühen Morgen oder späten Nachmittag unterwegs gewesen (am Besten noch im Sommer), hätten wir sicher mehr Vögel gesehen. So gab’s heut nur die “Peruanischen Bubbis”, die u.U. 10m tief tauchen und ein paar Pelikane; und Möven natürlich. Leider konnten wir auch nicht die Humboldt-Pinguine besuchen, da der starke Seegang die Einfahrt in eine Bucht verhinderte. Wale und Delfine sieht der Kapitän nur zwei mal im Jahr.

Wie schön alles auf einmal ausschaut, wenn die Sonne hervor kommt.

Das sitzen ein paar Vögel – ich glaub es waren Bubbies.

Sack statt Tüte

Gediegen und überaus entspannt liege ich mit einem Fläschchen Rotwein in meinem dustren Bette und sinniere über die vergangene Woche und ihr anstehendes Ende. Die vergangenen Tagen waren gekrönt durch eine elegante Cocktailparty, die meine Firma, anlässlich ihres 33-Jährigen Bestehens und der bevorstehenden Aktienemission veranstaltete. Unter den 250 geladenen Gästen fanden sich ausschließlich Leute mit Rang und Namen aus den Führungsetagen und Ministerien Limas ein. Am Fusse einer Inkapyramide versammelte sich die feine, aber dennoch ausgelassene Gesellschaft vor dem Anglitz des durch Licht und Animationen mystisch inszenierten Zinks.

Der Ort des Geschehens, ein paar Tage später.

Im Hintergrund brausten seichte, aber recht feine ethno-elektronische Beats. Und so funkelten die Zinkprodukte inmitten der köstlichen Bufetberge, umgeben von der rauschenden Schickaria – gehüllt in edlem Tuche, doch gleichsam wie ein Sack mit Krawatte verschnürrt. Von Snack zu Snack – hinzu ein Pisco Sour und mehr von Jonny Walker’s Goldsaft – lies man sich kreisen und tauschte fleißig jene Stücke Papier, die zeigen, WO man WAS ist. Auch ich ließ mich treiben und genoß das familiäre Schauspiel, als dessen Akteur ich mehr und mehr aufzugehen vermochte. Beflügelt durch die vorbeiziehenden Drinks erheiterte sich das Geschehen. Zinsa’s Direktorium erstrahlte vor Freude über die gelungene Veranstaltung. Ich fühlte mich äußert wohl und gut versorgt, wenngleich mir die Rolle als Repräsentant und vielmals herumgereichtes Aushängeschild eines “Empleado de Alemania” (Angestellter aus DLand) nicht sonderlich behagte. Meine Kollegen stürzten sich in meine Gespräche, um gegenüber meinen Gesprächspartnern die Unternehmungen Zinsas zu preisen und mit gebührenden Lob zu versehen. Verdientermaßen, wie ich finde. Zinsa hat während der letzten 3 Jahre seine Mitarbeiterzahl nahezu verdoppelt und ist unter den peruanischen Exporteuren eben mal von Platz 124 auf Numero 34 vorgerückt. Zinsa hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres berieits $ 30 Millionen umgesetzt und $ 2 Mille davongetragen. Ich spiele bereits mit dem Gedanken mir Praktikantengehalt durch den Kauf von Zinsa-Papieren ein spekulativ zu erwirtschaften. Mittlerweile habe ich mich auch mit meinem Job arrangiert und genieße die Zeit des freien Arbeitens. Idealerweise habe ich drei, recht vage Aufgabenstellungen, die ich nach meinem Ermessen intensivieren kann. Die IT-Abteilung lässt größtenteils Aufgaben von externen Unternehmen verrichten, so dass ich bei der Überholung der Webseite beispielsweise ausschließlich den Istzustand erfasse und entsprechende Anforderungen und Qualitätsstandards definiere. Eine weitere Aufgabe betrifft die Planung und Entwicklung eines Intranets, was ich angesichts der Integration von Office-tauglichen Anwendungen durchaus als eine Herausforderung ansehe – vor allem weil es darum geht, herauszufinden welche Anwendungen sinnvoll in der innerbetrieblichen Kommunikation eingesetzt werden können. Natürlich werde ich auf bestehenden Opensource-Lösungen zurückgreifen, aber auch eigene Module entwickeln. Der dritte Eckpfeiler meiner Arbeit besteht in der interkulturellen Vermittlung dessen, was stereotypisch als deutsches Arbeits- und Umweltbewußtsein angesehen wird. Die Unterschiede sind schon enorm – vor allem, was fachliches Interesse, Wissbegierde und Ansätze von Kreativität bzw. freiem Denken betrifft. Ich genieße weitgehende Freiheiten und arbeite vollkommen selbstständig ohne dass mich täglich jemand fragt was ich gerade im Sinn habe. Aber dennoch bleibt’s beim Sack(o), statt der guten alten Tüte. Abschließend noch eine Reihe Bilder von Miraflores – also jenem Stadtteil Limas, in dem ich wohne und mehr oder minder auch zu leben beginne:bild

Schönes Mobil in einer Nebenstraße.bild

Avenida Pardo – das Zentrum Miraflores.bild

Ein Einkaufszentrum in den Klippen Miraflores.bild

Die Wellen, in die ich mich stürzen möchte, sobald es etwas wärmer wird.bild

Achja, das ist mein Zimmer durch dessen Fenster ich so prima in den Genuß eines schnellen Internets komme. Heut habe ich übrigens das erste mal die Küche des Arpartments betreten, weil ich dachte dort ein Glas für den Wein zu finden. Fehlanzeige – zwischen den stinkigen Töpfen gibt’s keine Gläser oder Tassen. Das nervt, denn so richtig heimlig ist mir diese Behausung nicht.

Ein gewürfeltelter Zinken statt eines gezinkten Würfels

So richtig weiss ich noch nicht, was ich von dem Laden halten soll, in dem 200 Leute 48 Stunden die Wochen arbeiten und um sich eine Menge Dampf machen. Z. ist für peruanische Verhältnisse ganz sicher ein Ausnahmebetrieb im positiven Sinne. ISO Normen sind hier nicht all zu weit verbreitet und darüber hinaus kennt man bei ZINSA sogar schon das Wort Umweltschutz, wenngleich die Umsetzung noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird.

Ihr fragt euch bestimmt, was die dort eigentlich machen. Zink-Kugeln, Zinkoxid, Zinksulfat, Messing, Bronze, Blei, Anoden und auch Weißblech. In kleinen Hochöfen werden Metalle geschmolzen, verbrannt und legiert, um anschließend verpackt und in alle Welt (47 Länder) verschifft zu werden. Nix als Hüttenwesen. Die Rohstoffe stammen alle samt aus den Minen des rohstoffreichen Landes Peru. Das Unternehmen ist mittelständisch, jedoch kurz vor dem Sprung zu den Großen. Demnächst folgt eine Notierung an der Börse in Lima. Der Betrieb ist in Callao angesiedelt. Callao besitzt nicht nur den größten Hafen des Landes, sondern ist auch die zweitgrößte Stadt in Peru und fast vollkommen von Lima eingeschlossen. Z. liegt etwas außerhalb, in einer wirklich üblen Gegend. Überall ist es nebel- und smogverhangen, die Straßen sehen ärmlich aus, die Leute sind arg heruntergekommen und versuchen mit allen Mitteln um die Runden zu kommen. Letztens sprang einer auf einen Sattelschlepper und versuchte ein paar Eisenträger herunterzuwerfen.

Was mach ich dort? Meine Aufgabenbereiche erstrecken sich vom Marketing, RequirementsEngineering, UsabilityEngineering über die Webentwicklicklung bis hin zur Schulung in Sachen Unternehmenskultur und Umweltschutz “Made in Germany”. Das klingt alles recht vielversprechend, doch stellt es für mich nicht gerade die Herausforderung dar, nach der ich eigentlich suche. So hätte ich am ersten Tag fast schon die Aufgabe des ersten Monats erledigt. Nachdem ich nun täglich sämtliche Webseiten deutscher Tages- und IT-Zeitungen lese, suche ich nach Beschäftigung. Stillsitzen und Zeit totschlagen ist einfach nicht mein Ding, dafür schwirrt mir zuviele im Kopf rum. Spanisch zu Beispiel. Schlimm ist’s, wenn ich auf spanisch träum’ und gewisse Gedanken mit meinem begrenzten Sprachhorizont nicht zu Ende führen kann. Ich habe mir heut ein leicht verständliches Buch griechischer Sagen gekauft, um mein Sprachgefühl zu verbessern. Im G’schäft klappts fachlicherseits schon ganz gut mit dem Sprechen, doch kann ich dem slang-behafteten Smaltalk meiner Kollegen noch nicht ganz folgen. Übrigens sind sie allesamt super nett und überaus hilfsbereit. Jaime – einer der vier Brüder, denen das Unternehmen gehört – holt mich jeden Morgen mit seinen kleinen Steppken von daheim ab und fährt mich auf Arbeit. Er hat schon in einigen Unternehmen gearbeitet und verfügt in Peru über ausgezeichnete Beziehungen – bis hin zu Ministern. Auf dem Rückweg fahre ich jetzt immer mit Elisa, der Chefsekretärin. Ich bin schon froh nicht mit den langsamen und stinkenden Bussen fahren zu müssen. Gut ist auch, dass ich nur vier Tage pro Woche Arbeite und somit, die für mich geltende 36-Stundenwoche erfülle. Somit habe ich mehr Zeit mir die Stadt anzusehen, nochmals auf Reisen zu gehen und natürlich meinen Job im Institut für Biomechanik weiterzuführen

skool’s out

Vier wunderbare Wochen sind vorüber und nun sitze ich bereits mit einem Sixpack und erschlichenem Internetzugang in meiner neuen Bleibe in Lima. Bevor’s hier richtig losgeht, möchte ich mich bei fünf Perunanerinnen bedanken, die mich in den letzten Wochen positiv beeinflusst und auf besondere Art uns Weise geprägt haben:

Das ist Mauge, meine Spanischlehrerin der erste und frühsten Stunde. Streng, fordernd und erstklassig in der Vermittlung von neuer Grammatik. Endlich mal ein wahrer NT-Lehrer.

Conzelia, die Spanischlehrerin der zweiten Stunde. Beharrlich, kritisch und auf Nachhaltigkeit bauend hat sie mir das Lernen der Vokalbeln verschrieben.

Miluska ist eine Mathematik- und Physiklehrerin, bei der ich vom ersten Tage an Einzeluntericht genoss und aufgrund ihrer ruhigen Art auch zu schätzen gelernt habe. Wir haben uns meist mehr unterhalten, als dass ich mit ihr bestimmte Übungen gemacht hätte.

Isabel, meine Mama2. Die beste peruanische Köchin und Gastgeberin. Ihr Haus verdient so viele Sterne, wie sie mir Essensgänge servierte! (*****)

Isabel’s (mittlere) Tochter Claudia, die mich stets mit Reiseinformationen versorgt und für mich Ausflüge arrangiert hat. Sie half mir ungemein, mich in Cusco orientieren und zeigte mir ein paar spannende Plätze. Nun wünsche ich ihr viel Glück bei der Gründung ihres Reiseunternehmens.

Das ist mein/e Schüler/in bei Acupari (Schule). Er oder sie – das weiß man noch nicht so genau – heißt Frieda oder Friedo. Jedenfalls kann dieser Loro (Papagei) jetzt auf jene Art pfeifen, dass sich Mädels angemacht fühlen.

Machinpicchu

Gegen fünf Uhr in der Früh begann unser Aufstieg. 4000 Stufen sollten es sein -wohlgemerkt nur bis zum Eingang / Einlass der verlassenen Inkastadt Machupicchu. Mit Stirnlampe und leichtem Gepäck sprintete ich hinauf. Irgendwann mußte es sich ja bezahlt machen, dass ich fast mein ganzes Leben im vierten Stock ohne Aufzug gewohnt hatte. Ich war eine viertel Stunde zu früh dran – der Laden sollte erst Punkt 6 aufmachen. Und solch ein Ort schickt sich an, eines der “Neuen Sieben Weltwunder” zu werden. Die in Dunst gehüllte Stadt öffnete ihre Pforte und ich erklomm in alter Frische weitere Stufen entlang einer Beschilderung. Irgendwann verschwanden die Schilder und der Weg ward zu einem Tunnel zugewuchert. Als sich das Laub lichtete, sah ich den Huyanapicchu am anderen Ende der Ruinenstadt. Ich war wohl auf dem besten Wege den über 3000m hohen Berg Machupicchu zu besteigen. Stufe für Stufe, Schritt für Schritt auf felsigen Grund, umgeben von Blüten. Ein seltsames spatzenähnliches Vögelchen hüpfte gute 20 Stufen vor mir her und schien mir etwas sagen zu wollen. Zunehmens verspührte ich die Anstrengung und Überwindung, doch noch stand die Sonne hinter den Bergen. Ich setzte mir das Ziel, den Gipfel vor Sonnenaufgang zu erreichen. Zunehmens steilere Stufen und Windungen durch Felsspalten bauten sich vor mir auf.

In eineinhalb Stunden hatte ich gute 1000 Höhenmeter überwunden und siehe da: die Sonne schickte ihren ersten Strahl im selben Moment über den Krat der umliegenden Bergkette. Ich war überaus glücklich und befand wohl noch nie solch einen bezaubernden Ort mit solch einer einzigartigen Stimmung erlebt zu haben. Schon mehrmals fragte ich mich, was Menschen dazu bewegt auf Berge zu steigen – wahrscheinlich ist es ein Adrenalienkick, gepart mit dem Gefühl alles zu überblicken. Ganz klar, in beiden Fällen handelt es sich nur um ein lokales Maximum, doch der Reiz genügt dem Ansporn.

Gipfel des Machu Picchu.

Blick auf die Stadt Machu Picchu vom kleinen Picchu aus.Ich wollte mich nicht sattsehen: der schneebedeckte Salkantay erstrahlt im Morgenrot, der Rio Urumbamba schlingt sich fast gänzlich um die Inkastadt während eine geschlossene Kette von 3000ern den Horizont getsalten. Im Tal wird Hidra Electrica und Aguas Calientes zwischen den vorbeiziehenden Wolken kurzzeitig sichtbar. Vor mir die 10m hohe Fahnenstange, an ihr weht die Flagge der Inkas in den Farben eines Regenbogens. Die Ruinen Machupicchus bleiben vorerst in unsichtbarer Ferne wolkig verhüllt. Nach einer ausgiebigen Rast mit einer Hand voll Cocablätter gegen den Hunger stieg ich langsam hinab. Auf halben Wege traf ich Ruman, der entnervt vor den Touristenströmen flüchtete. Die wenigstens der Busfahrenden Touris tragen taugliches Schuhwerk, um den Machu Picchu zu besteigen. Somit kann man sich auf dem Gipfel ihrer ungestört der Schönheit dieses Fleckchens Erde erfreuen. Unten angekommen wollte mich so recht kein Mauerstein beeindrucken. Mühsam versuchte ich einige Fotos ohne Touristen zu machen. Ein Lama stellte sich mir in den Weg. Um Rotze und Huftritten zu entgehen, hielt ich Abstand und dachte mir einen Foto zu schießen, doch das schlaue Tier zeigte mir sein Hinterteil und wässerte ausgiebig. Ein Zeichen. Ich suchte nach dem Huyanapicchu, um ihn hinaufzuklettern. Man mußte ein Tor durchschreiten auf dem Leuten mit Herzproblemen und ähnlichem vom Aufstieg abgeraten wurde. Ein Eintrag in ein Logbuch war obligatorisch. Der Rekord im Aufstieg lag bei 22 Minuten. Ich brauchte doppelt so lang und schnaufte wie manch amerikanischer Rentner an den steilen Treppenwänden. Ich hätte vielleicht was frühstücken sollen, denn ein halber Liter Wasser bringt null Energie. Irgendwann kam ich da an, wo es nicht mehr höher ging und sah wie hoch doch der Machupicchu im Vergleich zu diesem Berg war. Einzig der wolkenfreie Blick auf die granitgraue Stadt entschädigte die Anstrengung. Runterzus emfand ich’s einfacher zu rennen und zu springen. Ab 10 Uhr genoss ich die Sonne im Biergarten und frühstückte soweit es mein mitgebrachtes Geld zuließ.

—Noch ein paar mehr Bilder (in voller Größe zeigen sich die Bilder, wenn man sie anklickt).

Salkantay Treck

Mama2 hat mir gerada Apfelmus mit Roter Beete und einer Art cordon bleu samt Spinat serviert. Und ich dachte schon meine Art zu kochen sei experimentell. Na gut, alles für sich hat geschmeckt und ich nehm’ mit was geht. So wollte ich mir es auch nicht nehmen lassen zu Fuss nach Machupicchu zu gehen. Die Inka wählten bei ihrer Flucht vor den Spaniern diesen, nach ihnen benannten ‘Trail’ aus. Heute wird dieser Fluchtweg als besonders schön gepriesen, und eine jede der 500 Lizenzen den Pfad zu beschreiten teuer verkauft. Doch viele Wege führen nicht nur nach Rom und so gibt es bestimt ein Dutzend Wegelchen, die man zu Fuß, per Rad und im Rafting-Boat nach Machupicchu einschlagen kann. Auf Anraten von Claudia – meiner Gastschwester – entschied ich mich zusammen mit Pia für die Salkantay-Tour. Pia war vier Tage nach dem urumbambastialen Hühnerfraß immer noch nicht fit und auch mir hatte sich zwei Tage vor Antritt des Marsches nach maßlosem dinieren noch einmal der Magen umgedreht. Es erschien mir als eine Lehre, doch für Pia tat’s mir abermals Leid. Nun saß ich, an meinen Rucksack gekuschelt, im arschkalten Bus nach Mollepata. Nach und nach schleppten die einzelnen Agenturen ihre angeworbenen Teilnehmer herzu. Darunter viele Paare und natürlich unsere Guides, Köche und Pferdeführer (zusammen 6 für 15 Wanderer). Als mir früher Verwandte von ihrer Wanderung auf den Kili erzählten, wie sie mit Trägern und Köchen den Berge erklommen, erschien mir das als halbe Leistung und herrlich im Sinne des Wortes. Nun sollte ich das Dilemma verstehen, was einem untrainierten, aber dennoch wanderfreudigen Touristen widerfährt, wenn er mangels Zeit und Angebot gar nichts anderes über sich ergehen lassen kann. Zunächst behielt ich meine sieben Sachen im Rucksack und ertrug selbigen auf sonntäglich leichten Wegen, hinauf auf 2900m. Zwischendrin gab’s ein einfaches Frühstück und ein ebenso simples, wenn auch dreigängiges Mittagessen nahe Cruzpata. Der Himmel war grau und wolkenverhangen, alles wirkte nicht gerade fotogen oder malerisch. Der Weg windete sich in seiner leichten Steigung schier unendlich oft. Die landschaftlichen Langeweile bot somit ausreichend Gelegenheit, die Leute in der Gruppe etwas kennenzulernen. Darunter einige Kurzurlauber (< 3 Wochen) aus den Staaten, Kanada und Deutschland; ein Paar aus England, welches sich nach einjähriger Reise beruflich völlig neu orientieren wollte; ein kalifornischer Voluntär und ein interessanter Soziologieprofessor aus Sofia, der sich von einer Konferenz aus Buenos Aires abgeseilt hatte. Alle samt sympathisch. Es wurde langsam dunkel und vor uns bauten sich massive Gletscher auf. In der auf 2900m gelegenen (Soray)Pampa schlug man unsere Zelte auf. Zugleich belohnten wir uns mit einer Flasche Cusquena-Bier und warteten im zugigen Essenszelt den Beginn des Abendmals ab. Spätestens nach dem Briefing um 20 Uhr wollte ich schlafen, denn schließlich hatte ich die letzte Nacht schon fast durchgemacht. Mein Schlafsack erwies sich jedoch als viel zu warm.

Der nächste Morgen ließ auf viel Sonne hoffen und so liefen wir ihr noch vor ihrem Erscheinen entgegen. Ein Adler beobachtete, wie wir uns schweren Schrittes die Serpentinen hinauf bewegten. Vorbei an einem Bergsee erreichten wir noch vor dem Mittag den Pass am Berge Salkantay.

Bergsee, kurz vor dem Pass.

Pass auf 4600m Höhe.

Der Berg Saikantay.4600 Meter über’m Meer war die Luft derart ausgedünnt, dass ich bei einem Nickerchen im sonnigen Windschatten mehrmals aus atemnot aufwachte. Ich hatte offenbar nicht tief genug ein- und ausgeatmet und glaubte fast zu ersticken. Nach zwei Stunden waren dann auch die letzten unserer Gruppe eingetrudelt und nach kurzem Verschnaufen gings bergab nach Huayracmachay zum Mittagessen am Bach. Umzingelt von Schweinen, Hunden und Pferden kochten unsere Köche ein Schmackofatz. Viel Zeit zum Verdauen sollte uns nicht bleiben, denn in drei Stunden wurd’s dunkel.

Etwas Jungel.Endspurt war angesagt. Bergab – zum Glück. Auf einem schmalen Trampelpfad wanderten wir zügigen Schrittes aus der bergigen Landschaft in zunehmens grünere Gefilde – auch Jungel genannt. Einzig die vielen Mulis und Pferde bremsten unser Vorankommen. Vorbeikommen war schwierig, wenn man Respekt vor Huftritten hatte und den Besitzer nicht  zu überzeugen wußte. In einem Tal (Challway) glänzten unsere Zelte im Abendlicht. Diesmal gab’s sogar fließend Wasser aus Rohren und ein duftes französisches Plumsklo. Kühles Bier war uns jedoch zunächst wichtiger. Am dritten Tag blieben uns die schmalen Pfade samt Packtieren erhalten, wenngleich die Vegetation um so blütenreicher und dichter wurde. Ein gutes dutzend Bäche und Wasserfälle galt es auf Steinen oder Holzstegen zu überqueren. Das Geröll auf dem Weg glitzerte zunehmens – es war Silber, wie unser Guide versicherte. Die Anwohner schöpften ihren Lebensunterhalt jedoch aus dem Verkauf von Getränken, Schockoriegeln und Früchten. Die angebotenen Bergtomaten, Grenadillas, Bananen, Avocados und Papayas wuchsen gleichsam am Wegesrand. In Lluscamayu nahmen wir zusammen mit gut hundert Tourismusstudenten (die kein Wort Englisch sprachen!!) unsere mittägliche Malzeit ein. Anschließend fuhren wir mit einem geborgten Van zu einem Termalbad. Während der Fahrt wechselte der Fahrer mehrmals mit einer entgegenkommenden Person. Der letzte Austauschfahrer hatte vor einer Kurve vergessen zu hupen und deshalb fast einen Motorradfahrer aufgegabelt. Naja, wir gammelten nun den Rest des Tages in lauwarmen Wasserbecken, die zum Schwimmen zu warm und zum Erholen zu kalt waren. Bier entpuppte sich als die eindeuitig besser temperierte Flüssigkeit – ebenso am Abend im nahegelgenen Zeltlager in Santa Teresa. Mit Ruman, dem bereits erwähnte Professor aus Sofia, habe ich mich gut und lang über sein Forschungsgebiet – die Ausbildung von Lehrern – unterhalten.

Unser Zeltlager in Santa Teresa. Der folgende Tag war etwas unzureichend organisiert – zumindest war lediglich eine zweistündige Wanderung nach Hidro Electrica angesetzt. Mit zügigem Schritt gingen wir durch ein wüstenähnliches Tal. Die Sonne brannte heiß und einigen überkam ein Sonnenbrand. Nur wenige Oasen boten schatten und eine wahre Pflanzenbracht. Als beeindruckend empfand ich einen Wasserfall, der dem schwäbischen Blautopf gleich, bei einem Durchmesser von 15 Metern so viel Wasser aus der Felswand hinausdrückte, das ein ganzer Fluss hätte entstehen können.

“Bahnhof” in Hydra Electra.In Hidro Electrica erwatete uns nicht mehr als ein Wasserkraftwerk und der Anfang jener, über Machupicchu/Aguas Calientes nach Cusco führenden Bahnstrecke. In einem Abstand zu den Schienen standen Holzbuden, in denen so manches verkauft wurde. Unweit davon aßen wir zu Mittag. Außer Ruman und mir schien allen die Sonne zu sehr auf’s Gemüt, weshalb sie es vorzogen mit dem Bummelzug nach Aguas Calientes zu fahren, anstatt auf den malerisch schattigen Eisenbahngleisen zum Fuße des Machupicchu zu wandeln. Wir genossen die Stille und Schönheit der Natur inmitten der beiderseitigen Bergriesen, die in ihrer Form mehr und mehr dem bekannten Huyanapicchu glichen.

Anhalter auf den Gleisen.

Über Aguas Calientes möchte nicht viele Worte verlieren. Der Ort ähnelt einem Kurort und besteht fast gänzlich aus Restaurants und Hotels. Jeweils eins davon war an diesem Tage für uns bestimmt. Erwähnenswert ist, dass es dort abgesehen von 27 Bussen die hinauf zur Inkastadt fahren, keine Autos gibt und statt dessen alle Waren mit Sackkarren transportiert werden.