Wikimania 2011: Lets Get Local

Neben all der Globalität und dem internationalen Smaltalks, erfreute mich ein Vortrag im Besondere, weil er die Zuhörer zurück auf den Boden der lokalen Realität brachte. Mit Let’s get Local waren Sylvain Boissel’s Folien überschrieben, auf denen er über die Aktivitäten der Wikipedianer in Rennes/Frankreich berichtete:

#1 Wikipedians takes the Cities

Eine Gruppe von Wikipedians machen sich auf, mit Kameras bewaffnet, Städte zu dokumentieren. Die Bilder werden in den WikiComons hochgeladen und Wiki-Artikel im Anschluss ergänzt und verbessert. Kontakte zu der örtlichen Tourist-Information spielen dabei eine Wichtige Rolle. Einerseits, um validere Information über urbane Gegebenheiten zu erhalten und andererseits, um die dort tätigen Personen als Wikipedia-Nutzer zu gewinnen, d.h. sie auszubilden und zu motivieren.

#2 WikiTuesday

Diese französiche Initiative läd landesweit Wikipedia-Nutzer zu einem Stammtisch ein. Die Anwesenden verbringen die Zeit meist ungezwungen bei Brainstorming Sessions, Diskussionen über kürzlich editierte Artikel und auch mal mit Wettkämpfen, wer innerhalb weniger Tage die meisten Artikel schreiben kann.

#3 Wikipedia-Fensterplakate

Man drucke die Einleitung eines Wikipedia-Artikel über ein örtliches Bauwerk oder eine andere Örtlichkeit großformatig aus und schneide ein Fenster anstelle eines Bildes hinein. Stabilisiert mit Karton o.ä. stellt man dieses Plakat mit Fenster so auf, dass Passanten durch das Fenster den Gegenstand des Artikels sehen können. Mich erinnerte das ganze ein bisschen an Semapedia (offline), die QR-Codes von Wiki-URLs als Sticker an die jeweiligen Gebäude klebten. Ziel solcher Aktionen ist vorerst die Bewerbung von Wikipedia und insbesondere Leute zu motivieren,  etwas dazu beizutragen. Solch positive Effekte konnten die Vortragenden Franzosen leider nicht belegen. Witzig ist die Idee dennoch, auch wenn die Plakate aufgrund von Vandalismus immer nur wenige Tage erhalten blieben (sie wählten offenbar das falsche Material: Kunststoff statt günstigere Pappe):

Wikimania 2011: Protopedia

Something I must have had miss in the last couple of years. Proteopedia for instance. Compared to my approaches to control time-related media Proteopedia uses similar concepts from the beginning. To distinguish from usual controls, e.g. hyperlinks referring to other contents, they introduces green links to change orientation the proteins represented as 3D models.

Wikimania 2011: Wikipedia Academy

Frank Schulenburg berichtete heute über den Erfolg der Wikipedia Academy – einem Programm, dass Hochschullehrer dazu anregt und begleitet, erstklassige Wikipedia-Artikel durch Studierende verfassen zu lassen.
Insgesamt 32 Universitäten und 800 Studenten mündeten in 5800 Wiki-Seiten. Namhafte Hochschulen, wie Harvard und Illinois gaben dem Projekt der Wikimedia Foundation den nötigen Anschub. Schulenburg betonte insbesondere motivierende Aspekte für Studierende. Anstatt Seminararbeiten für eine einmalige Begutachtung zu verfassen, leisten sie im Idealfall einen _nachhaltigen_Beitrag_ zur größten Bibliothek der Welt. Ihre Beitrage sind zugänglich und werden sicher nicht nur von einer Person gelesen. In einem Fall, so Schulenburg, erhielt ein Beitrag eines Studenten über die Demokratische Partei in Ägypten 43.000 Aufrufe. Angesichts der Tatsache, dass selbst high rated Journals nicht einmal annähernd so viele Leser finden, ist der sinnstiftende Effekt eines solchen Lernszenarios nicht von der Hand zu weisen.

Kern der Wikipedia Academy Programms sind Campus Ambassadors, d.h. geschulte Ansprechpartner vor Ort, die sowohl Lernende, als auch Lehrende schulen, unterstützend und beratend zur Seite stehen. Jedem Campus Ambassador steht eine Online Ambassador gegenüber.

Die Vorgehensweise wird in sieben Schritten vollzogen:

  1. Ambassador Training
  2. Planung (Ambassador + Dozent)
  3. Einführung in der Lehrveranstaltung (Gebrauch der Wikipedia / best practice)
  4. Analyse existierender Wikipedia-Artikel zur Identifikation fehlender oder unvollständiger Informationen
  5. Research: Literaturrecherche
  6. Schreiben: einzeln oder als Gruppe mehrerer Studierender
  7. Evaluation: verfassen eine reflektiven Artikel buw. einer Präsentation über den Entstehungsprozesses des Wikipedia-Artikels in der Lehrveranstaltung.

Aktuell darf man noch gespannt sein, wie die Wikimedia das angekündigte Education Portal gestalten wird. Online Schulungsmaterialien, Syllabus und Hilfe beim Finden von Wikipedia Administratoren / Stewarts soll noch bis Ende 2011 inbegriffen sein.

In der Diskussion stellte sich aber auch heraus, dass dieses Konzept auch ohne offizielle Schirmherrschaft der Wikimedia funktioniert. Nicht wenige Studenten füttern Wikipedia bereits mit ihren Seminar- und Abschlussarbeiten. Dennoch ist es wichtig, den Kontakt zu den Stewarts und Administratoren zu pflegen, damit Konflikte mit anderen Autoren oder gar Trollen vermieden werden können.

Am IHI Zittau könnten Studierenden angeregt durch Dozenten und unterstützt von Ambassadors gleich mehrere Spracheditionen der Wikipedia bedienen.

Wikimania 2011 in Haifa/Israel

Nach einem Tag Anreise und spannenden Begegnungen mit Zoll, Militär und jüdischem Glaubenspraktiken tummel ich mich nun schon seit 1,5 Tagen unter den Wikipedians. Israel begeistert nicht nur klimatisch, sondern auch kulinarisch. Die Proteste gegen hohe Mietpreise und Lebenserhaltungskosten sind allgegenwärtig vor dem Konferenzgebäude erlebbar:

Bisweilen habe ich noch keine so gut organisierte Tagung erlebt. Die Leute sind ausgesprochen locker und aufgeschlossen. Pinguine dominieren höchstens als Software-Maskottchen.

ASF Sommerlager in Görlitz/Zgozelec

Als Teil des Rahmenprogramms des diesjährigen ASF Sommerlagers auf dem Gelände des ehem. Stalag VIIIA in Zgorzelec/Görlitz beteilige ich mich durch eine Führung zu den zentralen Gedenkorten des ehemaligen Görlitzer KZ-Außenlagers. Geplant sind Ortsbesichtigungen des alten Lagergeländes in der Kleingartenanlage Biesnitzer Grund sowie auf dem Jüdischen Friedhof.

Vom 16. – 31. Juli 2011 werden im Vierten Internationalen Workcamp, bei dem der MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN in diesem Jahr mit der AKTION SÜHNEZEICHEN FRIEDENSDIENSTE zusammenarbeitet, 26 Jugendliche aus Deutschland, Polen und Italien auf dem Gelände des ehemaligen StaLag VIIIa in Zgorzelec-Ujazd (bis 1945 Görlitz-Moys) restaurierend und pflegerisch arbeiten. Wesentlich unterstützt wird der MEETINGPOINT dabei vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk, der Gemeinde Zgorzelec, der Stadt Zgorzelec und dem Technischen Hilfswerk in Görlitz.
Diesmal ist daran gedacht, durch behutsames Ausdünnen des Bewuchses, der sich seit 1945 entwickelt hat, die Struktur des Lagers wie in einer Art Röntgenaufnahme parallel zur Lagerstraße in dem Bereich des Terrains sichtbar zu machen, der dem Vorhaben MEETINPOINT MUSIC MESSIAEN von der Gemeinde Zgorzelec übereignet worden ist.

Artikel: Aus Weizen wurde Roggen: Lyssenkos pseudowissenschaftliche Experimente in der stalinistischen Sowjetunion

Am IHI Zittau durchlaufen Doktoranden auf dem Wege zur Promotion ein fachunabhängiges Studium. Ein Teil davon bilden Seminare zur Wissenschaftstheorie unter Anleitung des Wirtschaftsethikers und IHI Rektors Prof. Dr. Albert Löhr.
Gegenstand des diesemestrigen Seminars war der Betrug in der Wissenschaft. Mein Beitrag thematisierte den sowjetischen Agronomom Trofim D. Lyssenko.

Abstract:
Trofim Denisovich Lyssenko war ein sowjetischer Biologe und Agronom, der unter Stalin und Chruschtschow großen Einfluss auf die wissenschaftliche und praktische Gestaltung der Agrarwissenschaften und Biologie erlangte. Als führendes Mitglied der Lenin-Akademie der Wissenschaften machte er die nach ihm benannten, stark ideologisierten Lehren der Pflanzenzucht zur Staatsdoktrin, die überall im Land angewandt werden musste. Erst kurz vor Stalins Tod regte sich verhaltene Kritik gegen die methodisch fragwürdigen Erkenntnisse und teils verheerenden Fehlentwicklungen der landwirtschaftlichen Produktion.

Der vollständige Beitrag als PDF (6 Seiten).