Die Eisenbahn ist selbst in Deutschland das langsamste motorisierte Fortbewegungsmittel. Um für einen Wochendtrip in enlegenere Gebiete zu gelangen, spricht also nicht viel für den Zug. Das ist in Peru grundsätzlich nicht anders, gäbe es nicht diese atemberaubenden Gleislegungen in den Anden. Derer gibt es nicht viele, jedoch eine ganz besondere, auf der sich die Züge durch 69 Tunnel pressen, 58 Brücken überwinden und 6 Zickzacks hinnehmen, um sich bis auf 4758m zu bemühen. Die Rede ist von der zweithöchsten Eisenbahnstrecke der Welt. Zwischen Huancayo und Lima verkehrt täglich dieser Personenzug – fast ausschließlich für Touristen. Etwaige Pendler bevorzugen auf der Strecke den Bus oder das Auto, wenngleich jene Straße nochmal 100 Höhenmeter mehr aufbürdet, kostet die Fahrt nur einen Bruchteil des Zugtickets. Doch gerade dieser Zug bot mir einen bis dato unbekannt Luxus, den ich hier nicht erwartet hätte. Abgesehen von der Vollverpflegung, die man bequem liegend im Waggon verzehren konnte, meine ich damit vor allem den Terrassenwagen mit Bar samt gartis Pisco Sour (Cocktail aus Pisco, Eiweiß und Zucker). In aller Frühe trat ich an – an den Zug und an die Bar. Gemächlich schnauft die Lock durch einige Felder und Slums in genau die staubigen Wüstenberge, die ich vergangenes Wochenende mir AndexPeru erkundete. Freundlich winken uns die Leute zu und es scheint, als wäre der Zug nach fast 100 Jahren noch immer keine Alltagserscheinung. Selbst die Hunde sehen das stählerne Ungetüm noch als Eindringling in ihrem Revier und verfolgen es einige dutzend Meter mit Gebell. Einige mal hält der Zug – meist um Leute heraus zu lassen, doch auch wenn gerade einer der Zickzacks (Spitzkehren) anstehen und die Gleise scheinbar vor einem verschütteten Tunnel enden. Das alles und natürlich, die sich vor einem erhebenden Berge liessen sich wunderbar von der Terrasse beobachten.
Durch das Geruckel fiehl es manchmal schwer sein Getränk nicht zu verschütten oder gerade aus zu laufen. Ich war ja allein unterwegs und kam deshalb wieder schnell ins Gespräch mit den Fahrgästen. Wie ich feststellen musste, ist Lima kleiner als ich dachte, denn nicht all zu wenige Leute kannten meine Firma samt den Direktoren. Die zwölf Stunden Fahrt vergingen wie im Fluge und nach 300 Fotos fuhren wir auch schon am Zielort ein. Leider war es mitlerweile so spät, dass ich kein Sammeltaxi nach Huancavelica mehr bekommen konnte. Etwas angeekelt schritt ich durch die dreckigen und stinkenden Straßen Huancayos. Irgendwann hatte ich mein Hostel gefunden. Es hatte seinen Namen verdient, obwohl die viele Bürokratie nicht nötig gewesen wäre (Ausweiskopie, Quittung schreiben für jedes Getränk). Im Restaurant gegenüber traf ich die Holländerin, die mit mir das Zimmer teilte. Nach einem guten Salat hatte ich aber keinen Bock mehr auf großartige Gespräche und zog es vor, der Schwerkraft Kleinbei zu geben.
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