Wußtest du, …

… welches die drei tiefsten Canyons der Welt sind?

  • Cotahuasi, Peru: 3600 m
  • Colca, Peru: 3400 m
  • Colorado, USA: 1600 m

… in welchen drei Ländern es die größte Vielfalt an Kartoffeln gibt?

  • Peru: 3000 Sorten
  • Bolivien: 650 Sorten
  • Chile: 280 Sorten

… in welchen Departments Peru die meisten Sprachen gesprochen werden?

  • Loreto: 22 amazonische Sprachen
  • Madre de Dios: 9 amazonische Sprachen
  • Ucayali: 7 amazonische Sprachen

… in welchen Departments die meisten Leute Quechua sprechen?

  • Apurimac: 76,6%
  • Ayacucho: 70,6%
  • Huancavelica: 66,6%
  • Cusco: 63,2%
  • Puno: 43,2%

Isla Amantani

Wir legen an. Vor uns ein kahler Berg mit spärlicher Vegetation und verstreuten Häusern. An der Anlegestelle erwarten uns die Einheimischen in ihrer alltäglichen, bunten Tracht. Eigentlich sollten wir jetzt gemäß eines strickten Plans den einzelnen Gastfamilien zugeteilt werden, doch unser “Lonley Planet”-Buch sagte, es sei nicht gut. Schließlich versuchen wir grüppchenweise selbst ein Quartier zu finden, wuden jedoch gleichsam unweigerlich zugeteilt. Unser Gastvater scheint sehr engagiert und führte uns zu seinem Haus nebst Garten. Seine Kinder rennen umher. Sie und seine Frau begrüßen uns mit einem sanften Händedruck – sowas ist hier wohl nicht üblich und stattdessen erlernt. Im ersten Stock des Hauses zeigt man uns unser Zimmer. Drei Betten, zwei kleine Fenster und Stühle erwarten uns hinter der niedrigen Tür. Wir sind nur zu zweit, dass heißt David – ein Chinese, der in den Staaten studiert – und ich. Stolz weißt uns der Herr des Hauses auf eine Art Lizenz hin, Touristen zu beherrbergen.Abermals kann ich mein Spanisch testen und mich nachher ärgern, was ich falsch gesagt habe. Ich versteh, wann es essen gibt und was so über’n Tag zu ansteht.Zunächst gab’s Mittagessen: als Vorspeise eine fade Suppe mit Kartoffeln und Ei drin. Dann einen Teller mit vier verschiedenen Sorten Kartoffeln und einem Tunfisch-Zwiebel-Brei. Es hat alles recht gut geschmeckt, wenngleich ich nicht hätten sehen wollen, unter welchen Umständen es zubereitet wurde. Die Küche glich einem Erdloch mit Feurstelle. Fließend Wasser gab es sowie so nicht und Strom ausschließlich aus Batterien. So liefen beispielsweise ein paar Kinder mit einem Ghetto-Blaster entlang – eine trug eine Musikbox und zwei eine große Autobaterie.Wir trafen die anderen auf dem Plaza – sechs Schwaben, zwei Däninnen, zwei Kanadier und ein Engländer. Alle saßen sie schon mit uns in einem Boot und jetzt sollten wir gemeinsam ein paar Inka-Ruinen bestaunen. Es dauerte nicht lang, da verfolgte uns ein Trupp musizierender Kinder. Die Musik war schön, doch gleich hielten sie ihre bunte Mütze für ein paar Doller auf.

Die im Vergleich zu Cusco hinzugewonnen 400 Höhenmeter wurden fast auf 4000 Meter aufgerundet. Entsprechend hing uns beim Erklimmen der seichten Stufen die Zunge aus dem Hals. Als ich daheim in Deutschland mit dem Finger über die Landkarte fuhr, hatte ich mir diesen Ort wesentlich anders vorgestellt. Nun überkam mich ein Gefühl, all das schon einmal gesehen zu haben. Nahe dem Gipfel erstreckte sich ein Netz von geschichteten Steinmauern und Terrassen. Obenauf ein zweifaches Quadrat aus eben diesen Steinmauern (Panchamama == Mutter Erde). Sofort erinnerte ich mich an die Aron-Islands in Irland. Es war, als hätte ich das falsche Boot genommen.Einzig die schneereichen Gipfel der bolivianischen Cordilleren und die umgebende Szenerie, erinnerten mich daran, wo ich hier gelandet bin. Es war bereits dunkel, als wir uns mit einem Coca-Tee die Hände gewärmt hatten und den “compra” (kauft) rufenden Frauen mit ihren Alpaka-Mützen, -Pullovern, und -Decken entkamen. Fast im Tal angelangt, erschienen mehr und mehr Kinder und fragten nach Dollern. Dieses dreiste und unbegründete Betteln hat uns ganz schön genervt. Wer solchen Bestrebungen nachgibt sollte sich zweier Dinge bewusst sein: (1) Geld für’s Nichtstun verdirbt die Arbeitsmoral (Pavlov) und (2) hilft eher den (zum großen Teil alkoholabhängigen) Vätern. Nachdem uns vor dem Mittagessen der Gastvater mit seiner Frau einen Besuch abstattete, um uns drei Mützen und fünf Freudschaftsbänder zu verkaufen, erschien nach dem Abendesse (Suppe+Reis mit Bohnen) der älteste Sohn mit seiner Panflöte. Ich wollte mich weitestgehend mit ihm unterhalten, doch er kam nur, um uns ein paar Soles wegen, ein Ständchen zu spielen. Wie schade, die Natürlichkeit blieb abermals auf der Strecke. Für den Abend hat man uns alle zum Tanz ins Gemeindehaus eingeladen. Es gab auf der Insel neun Gemeinden mit je 12 Familien. Mit einer dachten wir dort zu feieren, aber es waren abgesehen von den Musikanten nur Touristen da, die Ringelreihe zur Musik umhersprangen. Ich hätte glaub ganz bisschen Alkohol gebraucht, um mich diesem Treiben hingeben zu wollen. Wir glaubten uns im falschen Film. Unser Gastvater war inzwischen irgendwie und irgendwo besoffen geworden. Einem von uns gings wegen des Essens schlecht. Naja, wir plauderten amüsiert bis 10 Uhr, dann war Zapfenstreich, dass heißt, es wurde Zapfenduster – die Gaslampe wurd’ ausgemacht und wir standen da, mit Ponchos behangen und von bunten Mützen bedeckt. Die mit mir gereisten waren jedoch sehr interessante Gesprächspartner. Die Deutschen hatten teils bereits ein Voluntariat in Peru hinter sich, bzw. waren noch dabei. Einer bereitete sich in Arequipe auf seine Diplomarbeit bei einem Stromversorger vor. Ich befand mich also unter Gleichgesinnten. Mit David habe ich auf’m Zimmer noch sehr lang über China gesprochen.

Ich weiß nicht warum, aber seit ich in Peru bin wache ich täglich gegen 6 Uhr – zum Sonnenaufgang – auf. Nach dem Frühstück fuhren wir sogleich zur Isla Taquile.

Isla Uros

Mit dreizehn Passagieren ratterte der Dieselmoter durch die mit grünen Wassenpflanzen überwucherte Bucht hinaus zu den schwimmenden Insen der Uros. Dieser indigene (Quechua-)Stamm verdankt seine Eigenart auf den ersten Blick dem Totora Schilf, welches nicht nur zu deren Lebensraum, den schwimmenden Inseln, verflochten wird, sondern auch zum Bau von Booten und Hütten dient, sowie für Mensch und Tier als schmackhaft süße Nahrungsergänzung taugt. Ein vegetarische Eierlegendewollmilchsau also. Gegen einen Eintritt von drei Soles zeigten uns ein paar der Stammesangehörigen wie sie zu leben scheinen: Innerhalb der Inseln haben sie kleine Fischbecken und halten sich zudem Meerschweinchen (= essbar). Ganz nebenbei verkaufen sie hunderte Souveniers und Getränke, haben eine Pseudotelefonzelle, Vorhängeschlösser vor ihren Schilfhütten und ein Seeklo. Die Kinder müssen etwas von Fotomodellen gelernt haben; sie lassen sich für ein paar Soles ablichten und erscheinen weltweit in Hochglanz-Fotoalben. Wie Stars werden die Uros von einem Touristenschiff nach dem anderen bestaunt. Wer will, kann sich von zwei Frauen auf einem Kitschboot zur nächsten Insel rudern lassen. Verblüfft beobachten wir eine Demonstration der Inselbauweise. Mit Stricken verbundene Wurzelballen werden kreuzweise mit Schilf bedeckt und verflochten. Alles zusammen schwimmt und federt beim Laufen, als würde man auf einem Kissen gehen. Die Sonne brennt immer heißer.