Bin schon wieder mal angekommen. Damit meine ich, dass ich mich langsam heimisch fühle, mein Viertel kenne, weiß wo was los ist und was es für Möglichkeiten gibt. Bei den SouthAmericanExplorern hab’ ich ganz paar gute Infos abgefasst und gleich mal über’s Wochenende ausprobiert.
Hhuaca Pucllana Das ist der Ort, an dem meine Firma letzten Mittwoch die große Cocktailparty veranstaltet hat. Doch schon im 2 Jh. v.Chr. gings dort zur Sache: ein pyramidenartiger Tempel samt umgebender Stadt wurde errichtet und durch Fischfang, Landwirtschaft und Handwerk belebt. Zur selben Zeit, als die Römer in Europa die Lande eroberten, hatte man hier ebenso Bewässerungssysteme entwickelt, große Vasen getöpfert und komplizierte Kleider gewebt. Einzigartig ist jene Bauweise und Schichtung der Pyramide. Ziegel wurden dafür abwechselnd – hochkannt und waagerecht liegend – aufeinander geschichtet, wobei sie dabei stets ineinandergreifende Trapezmuster bildeten, die dem Bauwerk besondere Festigkeit verliehen. Heute suchen Archelogiestudenten noch immer nach Spuren und rekonstruieren Teile der Anlage.
Ein urperuanischer Nackthund . Mit seinen Falten ist er nicht so schön anzusehen und weckt Berührungsängste, doch wenigstens ist ihm nicht kalt.
Noch etwas typisches: Baumwolle – angeblich die Beste auf Welt. Marken wie Hilfinger und Lacoste lassen ihre Kleider hier anfertigen und schicken sie dann z.B. nach Frankreich, damit “Made in France” draufstehen darf weil sie dort das Ettiket mit der Waschempfehlung annähen. Auf bestimmten Märkten (Povlov Azules) bekommt man jene Artikel für ein Taschengeld zu kaufen. Lacoste Polo: S./25 = 8 Euro.
Das ist ein Meerschwein – hier auch Cuy gennant. Die Hälfte eines anderen habe ich gestern gegessen. Schmeckt wie ein Karnickel mit nichts dran. Hab lang rumgesäbelt bis ich endlich mal ein Stückchen Fleisch aus Knochen, Haut und Gehirn seziert hatte. All Denjenigen, die das Verspeisen von vermeindlichen Haustieren abscheulich finden, gratuliere ich zu ihrer Doppelmoral und empfehle den Vegetarismus. In Peru ist man bemüht den Meerschweinchenkonsum mit neuen Zubereitungsformen voranzutreiben, um somit der indigenen Bevölkerung eine Einnahmequelle zu verschaffen.
Und so ähnlich sah der Kollege aus. Ich werd’s auch nicht noch mal essen, aber ich musste ja wissen warum.
Ein Alpaca – gibt flauschige Wolle, schlägt aus und spuckt. Schmeckt aber richtig gut.
Andy Warhol
Wer kennt ihn nicht, den alten Slowakenabkömmling, der vor allem wegen seiner Marylin Quadrologie weltberühmt geworden ist und schlichtweg die Popart definierte. Kaum zu glauben, dass nun seine wichtigsten Werke hier in Lima ausgestellt werden und nicht den reichen Galleristen der nördlichen Hemisphere vorbehalten bleiben (Okay – es waren nur Drucke). Für schlappe 50 EuroCent erlangte ich Eintritt zum abstrakten, aber denoch nachvollziehbaren und kenntlichen Gemälden, Grafiken (skurile Rezepte mit Bild) und diversen Produktdesigns (Plattencover für die Stones, Einkaufstüte aus Papier, Zeitschriftencover, ect.). Neben dem erwähnten Marylin-Portrait erfreute ich mich an witzigen Tierbildern (Affe, Zebra, Frosch, Elefant, …) und den “Ten Portraits of Jews of the Twentieth Century”:
Altbekannte.
Bisher wusste ich nicht, das Warhol auch Musik (Velvet Underground und mit anderen Namen) gemacht und sogar einige Filme produzierte. Zwei davon gab’s zu sehen – allerdings waren sie mächtig schräg-langweilig, weil der Ton von kreischenden Kindern im Ausstellungsraum überdeckt wurde (die Kinder sind hier oftmals hyperaktiv).
Der Mann mit der Kamera
Warhol’s Streifen haben mich jedoch dazu bewegt mal ein Kino zu besuchen. Und auf anhieb hab ich jene Art von Kino gefunden, die mir am meisten beliebt. Zum Auftakt lief ein sowjetischer Stummfilm mit dem Titel: “Der Mann mit der Kamera” (Chelovek s kino-apparatom) von Dziga_Vertov. Ganz traditionel spielte dazu Musik – aber nicht etwa ein Klaviergeklimper, sondern edel experimentelle Klänge aus’m Computadora, vervollkommnet mit’ner Gitarre, so dass da Klangmuster ala Pinkfloyd zu den schwarz/weiß Bildern brummten. Später poppten und drückten recht harte Tanzbretter aufs Ohr – doch stets in Harmonie und im Takt des Films, der für seine Zeit ebenso modern gewesen sein muss. Ich hatte bisher bei noch keinem Stummfilm jener Epoche Bildmontagen (Übereinanderblendung von mehreren Szenen) und StopMotionEffekte gesehen. Sergej Eisenstein lässt grüßen. Ganz großes Kino – im doppelten Sinne.
Callao und seine Inseln
Um den Smog mal hinter mir zu lassen, beschloss ich auf offner See mal so richtig durchzuatmen und mit’nem Boot von Callao zu den Inseln Palomino, San Lorenzo und Fronton zu schippern. Neben einer Vielzahl von Seevögeln sind die Seelöwen die Hauptattraktion. Für 30$ gabs nicht nur ein Achterbahngeschaukel auf türkisfarbener See, sondern auch eine sehr gut informierte Reiseführerin. Wer wollte, konnte bis auf zwei Meter an die grölenden (und stinkenden) Seelöwen heranschwimmen und ‘Hallo’ sagen. Mir war’s Wasser zu kalt. Wären wir am frühen Morgen oder späten Nachmittag unterwegs gewesen (am Besten noch im Sommer), hätten wir sicher mehr Vögel gesehen. So gab’s heut nur die “Peruanischen Bubbis”, die u.U. 10m tief tauchen und ein paar Pelikane; und Möven natürlich. Leider konnten wir auch nicht die Humboldt-Pinguine besuchen, da der starke Seegang die Einfahrt in eine Bucht verhinderte. Wale und Delfine sieht der Kapitän nur zwei mal im Jahr.
Wie schön alles auf einmal ausschaut, wenn die Sonne hervor kommt.
Das sitzen ein paar Vögel – ich glaub es waren Bubbies.