Nachdem ich über fünf Jahre selbst mediendidaktische Weiterbildungen in Sachsen entwickelt und durchgeführt hatte, hielt ich nicht viel davon selbst an den Programmen zur hochschuldidaktischen Qualifizierung teilzunehmen. Die Kenntnis über die internen Strukturen, Prozesse und Auswahl Dozentinnen lassen gewissen Zweifel über die Sinnhaftigkeit und den tatsächlichen Nutzen bestimmter Weiterbildungsangeboten aufkommen.
Die Perspektive eines Außenstehenden konnte ich nun an der FernUniversität in Hagen als Teilnehmer am Qualifizierungsprogramms »Professionelle Lehrkompetenz für die Hochschule« erlangen. Ich wollte meine eigene Lehrtätigkeit reflektieren und dabei natürlich die Qualität verbessern. Insbesondere die veränderten Bedingungen der Fernlehre haben mich dazu bewogen, neues auf dem Gebiet lernen zu wollen. Das Zertifikat galt zudem als formaler Nachweis für die pädagogische Eignung in der Erwachsenenbildung an Hochschulen, welche in manchen Berufungsverfahren gefordert ist.
In einem Zeitraum von sieben Jahren hatte ich insgesamt an neun Weiterbildungen teilgenommen und in Summe 200 Stunden bzw. Arbeitseinheiten absolviert. Der lange Zeitraum hat sich daraus ergeben, dass ich mir einige Kurse aus dem am IHI Zittau absolvierten Doktorandenstudium anrechnen lassen konnte.
Als Fazit möchte ich festhalten, dass die Veranstaltungen wesentlich dazu beitragen, dass Lehrende und damit auch Forschende an einer Hochschule miteinander ins Gespräch kommen. Dabei ist es ganz gleich wie gut oder schlecht die Weiterbildung personell oder inhaltlich aufgestellt ist, um sich anhand eines gesetzten Themenimpulses auszutauschen. Das Angebot von informellen Gelegenheiten zur Reflexion und Diskussion von Lehrpraxis halte ich deshalb für sehr bedeutsam. Für die Weiterbildung von Wissenschaftlern wäre es jedoch wünschenswert, wenn sich die formalen Qualifizierungsmaßnahmen an wissenschaftlichen Maßstäben orientieren würden. Es ist schlicht nicht hinnehmbar, wenn Weiterbildende lediglich ihr persönliches Erfahrungswissen weitergeben und es nicht für nötig erachten einschlägige und aktuelle Quellen der wissenschaftlichen Literatur in die Veranstaltung und in die Lernmaterialien einfließen zu lassen. Eine Verzahnung von Forschung und Lehre wäre im Rahmen dieser Qualifizierungen darüber hinaus ein erstrebenswertes Ziel, um die Wirkung des hochschuldidaktischen Handelns anhand von Evidenzen untersuchen und verstehen zu können. Wenngleich das Wort Zertifikat auf das lateinische certus (sicher, bestimmt) und facere (machen) zurückgeht, fehlt es den hochschuldidaktischen Zertifizierungen manchmal noch an Spezifik und gesicherten Grundlagen, wie gute Lehre gelingen kann.