Gediegen und überaus entspannt liege ich mit einem Fläschchen Rotwein in meinem dustren Bette und sinniere über die vergangene Woche und ihr anstehendes Ende. Die vergangenen Tagen waren gekrönt durch eine elegante Cocktailparty, die meine Firma, anlässlich ihres 33-Jährigen Bestehens und der bevorstehenden Aktienemission veranstaltete. Unter den 250 geladenen Gästen fanden sich ausschließlich Leute mit Rang und Namen aus den Führungsetagen und Ministerien Limas ein. Am Fusse einer Inkapyramide versammelte sich die feine, aber dennoch ausgelassene Gesellschaft vor dem Anglitz des durch Licht und Animationen mystisch inszenierten Zinks.
Der Ort des Geschehens, ein paar Tage später.
Im Hintergrund brausten seichte, aber recht feine ethno-elektronische Beats. Und so funkelten die Zinkprodukte inmitten der köstlichen Bufetberge, umgeben von der rauschenden Schickaria – gehüllt in edlem Tuche, doch gleichsam wie ein Sack mit Krawatte verschnürrt. Von Snack zu Snack – hinzu ein Pisco Sour und mehr von Jonny Walker’s Goldsaft – lies man sich kreisen und tauschte fleißig jene Stücke Papier, die zeigen, WO man WAS ist. Auch ich ließ mich treiben und genoß das familiäre Schauspiel, als dessen Akteur ich mehr und mehr aufzugehen vermochte. Beflügelt durch die vorbeiziehenden Drinks erheiterte sich das Geschehen. Zinsa’s Direktorium erstrahlte vor Freude über die gelungene Veranstaltung. Ich fühlte mich äußert wohl und gut versorgt, wenngleich mir die Rolle als Repräsentant und vielmals herumgereichtes Aushängeschild eines “Empleado de Alemania” (Angestellter aus DLand) nicht sonderlich behagte. Meine Kollegen stürzten sich in meine Gespräche, um gegenüber meinen Gesprächspartnern die Unternehmungen Zinsas zu preisen und mit gebührenden Lob zu versehen. Verdientermaßen, wie ich finde. Zinsa hat während der letzten 3 Jahre seine Mitarbeiterzahl nahezu verdoppelt und ist unter den peruanischen Exporteuren eben mal von Platz 124 auf Numero 34 vorgerückt. Zinsa hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres berieits $ 30 Millionen umgesetzt und $ 2 Mille davongetragen. Ich spiele bereits mit dem Gedanken mir Praktikantengehalt durch den Kauf von Zinsa-Papieren ein spekulativ zu erwirtschaften. Mittlerweile habe ich mich auch mit meinem Job arrangiert und genieße die Zeit des freien Arbeitens. Idealerweise habe ich drei, recht vage Aufgabenstellungen, die ich nach meinem Ermessen intensivieren kann. Die IT-Abteilung lässt größtenteils Aufgaben von externen Unternehmen verrichten, so dass ich bei der Überholung der Webseite beispielsweise ausschließlich den Istzustand erfasse und entsprechende Anforderungen und Qualitätsstandards definiere. Eine weitere Aufgabe betrifft die Planung und Entwicklung eines Intranets, was ich angesichts der Integration von Office-tauglichen Anwendungen durchaus als eine Herausforderung ansehe – vor allem weil es darum geht, herauszufinden welche Anwendungen sinnvoll in der innerbetrieblichen Kommunikation eingesetzt werden können. Natürlich werde ich auf bestehenden Opensource-Lösungen zurückgreifen, aber auch eigene Module entwickeln. Der dritte Eckpfeiler meiner Arbeit besteht in der interkulturellen Vermittlung dessen, was stereotypisch als deutsches Arbeits- und Umweltbewußtsein angesehen wird. Die Unterschiede sind schon enorm – vor allem, was fachliches Interesse, Wissbegierde und Ansätze von Kreativität bzw. freiem Denken betrifft. Ich genieße weitgehende Freiheiten und arbeite vollkommen selbstständig ohne dass mich täglich jemand fragt was ich gerade im Sinn habe. Aber dennoch bleibt’s beim Sack(o), statt der guten alten Tüte. Abschließend noch eine Reihe Bilder von Miraflores – also jenem Stadtteil Limas, in dem ich wohne und mehr oder minder auch zu leben beginne:
Schönes Mobil in einer Nebenstraße.
Avenida Pardo – das Zentrum Miraflores.
Ein Einkaufszentrum in den Klippen Miraflores.
Die Wellen, in die ich mich stürzen möchte, sobald es etwas wärmer wird.
Achja, das ist mein Zimmer durch dessen Fenster ich so prima in den Genuß eines schnellen Internets komme. Heut habe ich übrigens das erste mal die Küche des Arpartments betreten, weil ich dachte dort ein Glas für den Wein zu finden. Fehlanzeige – zwischen den stinkigen Töpfen gibt’s keine Gläser oder Tassen. Das nervt, denn so richtig heimlig ist mir diese Behausung nicht.