… im Norden des Landes wollte ich mit meinem ehemaligen Praktikumskollegen Larsen eine Wochen am Strand relaxen und die Hektik der letzten Tage verarbeiten. In Mancora, wo das Meer ganzjährig warm ist, bot sich die beste Gelegenheit, um ausgelassen bei Gras und Cuba Libre am Meer zu liegen. Unser Hostel lag am Strand, unter Palmen, hatte einen Pool und eine Menge Backpacker, die gerade aus Ecuador oder dem Rest von Südamerika dort eintrafen.
Frühstücken so gut und lang es geht …
… und dann an den Strand gehen.
Während eines Biers in der Sonne holten wir uns einen Sonnebrand und waren bedient. Die Nähe zum Äquator (4.5°) hatten wir unterschätzt. Am Abend trafen wir eine Gruppe, teils schräger Israelis im Hostel. Nicht etwa weil sie Hühnchen und wir Meeresfrüchte essen wollten, sondern viel mehr, weil jene vier Herren gerade aus der Armee entlassen wurden und psychisch angeschlagen waren. Die eigentlich Diskussion über die israelische Politik fand bereits am Vorabend ohne uns statt. Die Meinungen variierten heute zwischen einer buchstäblichen Endlösung der Palestinafrage durch den Exodus aller Palestinenser und einem moderaten Miteinander. Man muss glaube ich verstehen, dass junge Menschen nach drei bzw. zwei (Mann / Frau) Jahren Armee durchaus traumatisiert sein müssen. Zum Auskurrieren ihrer Kampferfahrungen ist es in Israel nach dem Militaerdienst üblich für ein Jahr oder länger durch die Welt zu Reisen. Dass viele Hotel und Hostelbesitzer in Peru aus Angst vor Unruhe gar keine Israelis unter 25 Jahren mehr einquartieren, ist dennoch ein Fakt.
Am Donnerstag wollten wir mal rauskommen und in den Mangrovenwald fahren. Der lag 130 km nördlich, unweit der ecuandorianischen Grenze. Mit Sabrina (Österreich), Larsen und Tom (Schweiz) liessen wir uns und von einem Guide dort hin kutschieren. Daraus wäre fast nichts geworden, hätte er dem Polizisten an der Strasse nicht mit ein paar Soles bestochen. Doch schliesslich standen wir an jenem stinkenden Fischereihafen namens Puerto Pizzaro, von dem aus unser Boot in den nahegelegenen Mangrovenwald ablegen sollte. Natürlich ging das nicht so schnell.
Der Mangrovenwald entpuppte sich als ein Wäldchen mit Leguanen und allerhand Federvieh, deren Namen ich mich nicht mehr entsinnen vermag. Auf einer Sandbank legten wir an und wanderten ein Stück. Da waren Krebse, die sich bei jedem Annäherungsversuch in ihren Sandlöchern verkrochen, und da waren ein paar Fische, die ein Fischer aus seinem Boot geworfen hatte.
Ein paar hundert Meter weiter wartete eine tote Schildkröte, auf dass ihr die Voegel den Panzer leer fressen. Unweit davon versuchte sich ein Mann im Goldschürfen und siebte fleissig den Meersend. Erfolg fraglich. Schliesslich legte sich unser Guide ins Zeug und fing unter schweren Verlusten einen Krebs. Das Tierchen war zu klein zum Essen und trotzdem zwickte es tief in seinen Finger. Aber einem hartgesottenen Naturfuehrer macht so etwas nicht zu schaffen. Er wusch sich die Hände und machte sich daran, uns einen frischen Salat zu bereiten. Entkernte Oliven, gehobelte Karotten samt Ananas und Nudeln vereinten sich binnen weniger Minuten – am Sandstrand wohl gemerkt. Der Bootsman bekam auch etwas ab, und so schipperten wir gestärkt in die nächste Mangrovengasse – zur Krokodilfarm. Nach einige Mosquitostichen erreichten wir die Zuchtstätte der ansonsten langweilen Reptilien. In der Mittagshitze dösten die verschieden großen Tiere vor sich hin und bewegten sich nur notgedrungen in die Wasserbecken. Da uns niemand etwas ueber die Krokos erzählen wollten, kitzelten wir ihnen eigenerhand ein paar Töne heraus. Wenn man sie mit einem Stöckchen auf der Nase streichelt, fühlen sie sich geschmeichelt und stönen ganz laut. Nee, quatsch – die greifen natürlich an.
Mit dem Bus um 9 wollte ich nach Piura fahren. Und wäre ich nicht eingeschlafen, hatte ich da auch gleich aussteigen können. Der Busbegleiter wollte mich dann andauernd an irgendwelchen düstren Tankstellen an der Pan Americana rauslassen, doch so schnell wollte ich mein Gepaeck nicht aufs Spiel setzen und folgte dem Rat anderer Reisender, bis zum nächsten Mout-Kontrollpunkt zu warten. An einem solchen stieg ich dann auch aus und stoppte den nächst besten Bus nach Piura.