Koloniale Hinterhöfe

Diese kleine Kollektion an Bildern entstand in einem Viertel von Cartagena. Getsemani, so der Name, gilt als Handwerkerviertel und ist inzwischen von Herbergen für Rucksackreisende geprägt. Vom weltläufigen Trubel ungestört werkeln zahlreiche kleine Betriebe.

Der amerikanische Friseur


Schreiner


Schnitzer


Lieferanten


Mobile Obst- und Gemüsehändler


Schneider


Kellner der sprichwörtlichen Straßencafe’s füllen hier ihre Thermoskannen mit heißem Wasser auf. Ihren Kaffee verkaufen sie an den Straßenecken oder an im Stau stehende Autofahrer.


Schneider und Sattler.


Eine Druckerei, in der sogar ganze Bücher gedruckt und gebunden werden.

El Mercado de Cartagena

Je näher und intensiver man sich auf die Natur einlässt, desto mehr spürt man, wie sehr man sich durch seine eigene Lebensweise auch von ihr entfernt hat. Nach den langen Dschungeltouren, den unendlich vielen Insekten und Getier sehnten wir uns nach einem Hauch von Zivilisation. Cartagena war als einstiger Sklavenumschlagplatz zur meist besuchtesten Stadt Kolumbien avanciert. Die dafür nötige Infrastruktur vermag jeden Geldbeutel zu schröpfen. Das Gefälle zwischen der kultivierten Touristenfestung und den Slums der ausufernden Karibikmetropole ist unscheinbar. 600.000 Menschen leben hier mittlerweile am Rand Landes. Noch vor Jahren bedrohte das soziale Ungleichgewicht die kamerabäuchigen Besucher. Heute präsentiert sich die Polizei maschinengewehrstark und sortiert damit die Gesellschaft.
Die Wege zu den Zentren der Slums sind indes kürzer als man denkt. Nach gut drei Kilometern mit dem Taxi kann man sich am Haupthandelsplatz der Stadt wiederfinden. Die Bedeutung dieses Markte rührt sicher von der Wahrenmenge, nicht jedoch vom Handelsvolumen her. Zwischen Großhandelshallen und der Meereszunge mit den Pelikanen erstreckt sich ein System von Ständen, Buden und mobilen Verkaufsstellen. Lastwagen und Träger verstetigen das Angebot. In den dunklen Gängen hat man nach wenigen Kreuzungen die Orientierung verloren und kann sich zwischen Gemüsebergen, Fleischwölfen und Fischhaufen treiben lassen. Alles ist frisch, doch empfindliche Nasen mögen sich nach anderen Düften sehnen. Sauberkeit sucht man besser nicht und Hygiene ist nicht der Rede wert. Der Markt ist nichts als typisch und doch mit all seinen Protagonisten vielfach interessanter als jedes Straßencafe in der schicken Altstadt.











Zwischen Dschungel und Meer im PNN Tayrona

Mit den Bildern von blauem Himmel und türkisfarbenem Meer im Kopf eilten wir über Santa Marta in den Tayrona Nationalpark (PNN). Das kaum 30km breite Schutzgebiet entlang der Karibikküste umfasst 38 Strände, doch weitaus mehr Berge und Täler. Zudem kann man aufgrund der starken Brandung nur an den wenigsten Stränden baden. Jährlich sterben 40 Parkbesucher, weil sie die lieblich anzusehenden Wellen und ihren Sog unterschätzen.

Bevor wir also einen Fuß in Salzwasser setzen konnten, galt es einige Kilometer zu wandern. Befahrbare Straßen gibt es nur an den drei (offiziellen) Eingängen, und dort auch nur für ein paar wenige Kilometer. Das Wegenetz hingegen, besteht aus mehr oder weniger gut beschilderten Trampelpfaden. Eine genaue Karte des Territoriums haben wir stets gesucht, doch nicht gefunden. Immer der Nase nach, d.h. dem Pferdemist der Guids folgend, gelangten wir von einem Strand zum anderen.
In der ersten Nacht war es – allen Vorurteilen zum Trotz – recht zugig in der Hängematte, so dass wir uns auf ein dort herumstehendes Sofa verkrochen. Nach all den Sandfliegen und Moskitos kam am Morgen wenigstens die Sonne heraus. Motiviert steuerten wir nach Arrecifes. Erfreulicher Weise erwartete uns vor Ort bezahlbare gastronomische Einrichtungen, die – oh Wunder – sogar fleischlose Gerichte anboten. Viel wichtiger war das Wasser. Von dem kann man nämlich nicht so viel tragen, wie man gern trinken mag.

Während der folgenden zwei Tage wagten wir uns, Strand um Strand, immer weiter nach Westen vor. Die Strände wurde immer schöner. Manche umrahmt von Bergen, andere in einer tiefen Bucht gedrängt und wieder andere von riesigen Steinen umschlossen. So langsam wuchs in uns die Idee den gesamten Nationalpark von Ost nach West zu durchqueren. Von El Cabo war es ein Katzensprung zum Boca del Saco und von dort, angeblich, ein Zweistundenmarsch zum Playa Brava. Ab da, sollte es keine Pfade mehr geben. Wir wollten es nicht glauben und liefen – über den hochgelegenen indigenen Versammlungsort ¨Pueblito¨ – vier Stunden durch den herrlichen Dschungel.

In der Bucht des Playa Brava bestätigte sich unsere Befürchtung, den Park nicht vollständig durchwandern zu können. Jorge, der Verwalter der dortigen Farm, beherbergte uns auf dem Gelände seiner familiäreren, auf Eco-Tourismus ausgerichteten Farm. Diesmal gönnten wir uns ein Zelt statt einer Hängematte. Leider war es siffiger und viel wärmer als die Matten zuvor. Diesen idyllischen Ort hatten wir fast für uns allein. Kein Mensch störte uns am Strand. Wohl erholt und mit einer kleinen Sehnsucht nach Zivilisation beschlossen wir nach vier Tagen Wildnis den Rückmarsch an die nach Santa Marta führende Straße anzutreten. Dazu mussten wir den Park einmal von Nord nach Süd durchqueren und einen nicht zu unterschätzenden Pass überwinden. Abermals durchnässte die humide Waldluft unsere Sachen, doch umso malerischer führte der Weg anlangt von Bächen und Wasserfällen, schlängelte sich zwischen Baumriesen und Lianen hindurch.

Hitzige Ruhe in Mompos


Mompos liegt am Rio Magdalena. In der einzigartgen Kolonialstadt leben gut 20.000 Menschen. Die UNESCO verlieh dem Ort vor einigen Jahren das Praedikat zum Weltkulturerbe zu gehoeren. Der Glanz alter Tage ist jedoch laengst verflogen. Die herrschaftlichen Haeuse zeugen noch immer vom einstigen Ruhm und Rang.


Die Hitze und Schwuele spiegelt sich in der ausgelassenen Lebensweise wieder. Zwischen den Siestas gehen nur wenige einer lohnenswerten Beschaeftigung nach. Zwei- und Dreiraeder domonieren die Strassen. Der Wind lueftet die feucht-warme Hitze zwischen den Palmen.


Boot am Rio Magdalena.


El Pescador – der Fischer. Aehnlich einem Eisvogel jagt dieser allgegenwaetige Pieper den Fisch. Reiher, Kormorane, sowie Elster- und Adleraehnliches Federvieh sahen wir zuhauf.


Bei aller Schoenheit der hiesigen Flora und Fauna sticht doch die Kultivierung dieses Landstrichs ins Auge. Auf diesem Abschnitt des Rio Magdalena gibt es keine natuerliche Uferzonen mehr. Das Gebiet ist komplett zersiedelt. Felder mit Juca, Bananen oder Weideland fuer Zebus (Bild) oder Schweine dominieren das Bild zwischen einzelnen Baumriesen und Tuempeln.


Ein Kleinod von 10 Hektar ist der private Botanische Garten. Fuer eine kleine Spende fuehrte und der liebenswerte alte Herr durch sein Reich. Zwischen Coca, allen denkbaren Palmenarten und Orchideen wildern jede Menge Heilpflanzen aus aller Welt in seinem gruenem Idyl. Ueber den Baeumen kreisen Busarde. In den Baumwipfeln nekt ein junges Bruellaeffchen seine Mutter.

Nach drei Tagen Pause reisden wir morgen weiter. Ueber St. Martha fahren wir in den PNN Tayrona (Nationalpark) an der Karibikkueste. Dort gedenken wir, fernab jeglichem Zugang zu Kommunikationsnetzen, einpaar Tage in der Haengematte zu schaukeln und Straende zu suchen.

Ueber die Anden kurven

Gegen vier morgens stiegen wir in El Cocuy in den Bus, um in fuenf Etappen nach Mompos zu gelangen. Dazu muessen wir die Cordillera Oeste (Westanden) ueberqueren und entlang des Rio Magdalena auf die Insel Mompos uebersetzen.

Von El Cocuy nach Capitanejo verkehrte ein Bus der Firma Concorde entlang des Rio Concavo. In Capitanejo Muendete der Fluss in den Rio Chicamocha. Im subtropisch warmen und von Kakteen uebersaaeten Tal bei Capitanejo erhielten wir direkten Anschluss. Unter massiver Predigt-Beschallung fuhren wir mit einem Colectivo (Minibus) aus dem Tal hinaus. Immerhin erreichten wir auch den naechsten Bus in Malaga. Zu unser Ueberraschung sollte er fuer die anscheinend kurze Strecke von 80 Kilometern sieben Stunden benoetigen. Nach den ersten Kilometern erklaerte sich die Fahrzeit anhand der schlechten Piste – von Strasse konnte keine Rede sein.

Kurve um Kurve holperten wir den ersten Pass hinauf und wieder herunter. Hinter jedem Bergauslaeufer folgten dutzende Kurven, die wir am jeweils folgenden Auslaeufer noch einmal sehen konnten. Es folgte ein Pass nach dem anderen. Waehrenddessen wechselte die Vegetation und mit ihr die gravierenden Spuren der Zivilisation. Jeder Haeusler hat sich ein Stueck Wald abgeholzt und in ein Feld verwandelt, was je nach Lage auch mal zu Tale rutschen kann.
Aufgrund der heftigen Regenfaelle im Dezember sind immer noch viele Strassen in den Anden beschaedigt. Durch Erdrutsche kam es zu erheblichen Schaeden auf den ohnehin schon schlechten Pisten. Die Bauarbeiten sind noch im vollem Gange. Die Strecke, auf der kaum zwei Fahrzeuge nebeneinander Platz haben, wurde indes nicht gesperrt. Ampeln oder sichere Absperrungen gab es kaum. Statt dessen nur ein paar Sandtonnen, Absperrband und den gut gemeinten Hinweis, es sei peligroso (gefaehrlich). Unseren Busfahrer kuemmerte das wenig. Sicher steuerte er um die Felsen und durch die Baustellen. Die Strassenbauarbeiter liessen sich ihrerseits auch nicht von einem vorbeifahrenden Bus oder LKW stoeren und schaufelten weiter unterhalb der Strassenoberflaeche. Mehrmals setzte der Bus auf, einmal blieb er im Schlamm einer Flussfurth stecken.
Von den vielen Kurven kotzte ein Kind in den Bus. Wir hatten weniger mit der Uebelkeit, als mit paranoiden Schwindelgefuehl zu kaempfen. Nach acht Stunden hatte die dritte Etappe in Bucaramange ihr Ende. Im feuchtwarmen Busbahnhof (Terminal) konnten wir uns jetzt ein paar Stunden ausruhen, bevor wir uebernacht nach “El Banco” am Rio Magdalena fuhren. Nach einer zweistuendigen Fahrt auf einem PickupTruck erreichten wir nach insgesamt 29 Stunden Fahrzeit unser Ziel Mompos.

Unter zehn Decken im PNN El Cocuy

eine athemberaubende busfahrt durch subtropische flusstaeler fuehrte uns binnen neun stunden von Tunja nach El Cocuy – der stadt nach welcher der nationalpark (PNN) benannt ist. nach einer kurzen nacht im bislang besten hotel tuckerten wir nach sonnenaufgang mit einem milchlaster in den nationalpark.

nach einem fussmarsch erreichten wir die erste huette (cabaña), wo wir sogleich unterkunft bezogen. die unterknuft verdient keinen vergleich mit gleichlautenden herrbergen in den alpen oder anderswo. es handelte sich um einen spartanischen bergbauernghof. auf dem hof lebte eine dreikoepfige familie zusammen mit huehnern, pferden, hasen und einem hund.

der herr des hauses wollte uns am naechsten tag als bergfuhrer dienen. um eine solche bergtour durchzustehen, musste wir uns an die hohe gewoehnen. eine tagesfuellende wanderung zu einer reihe von lagunen forderte uns mehr als genug. jeder anstieg wurde zur qual, jeder schritt ward von einem keuchen begleitet. kopfschmerz war ebenfalls typisch fuer die ersten stunden in diesen hoehenlagen.
unter 10 (schafwoll-)decken verbrachten wir eine frostige nacht auf 4000m hoehe. im bett war´s warm und eng, nur der hund bellte und jaulte sich seinen liebeskummer aus dem hals.
die wanderung mit unserem bergfuehrer verlief steil, steil bergauf. auf 5000 metern machten wir halt und stiegen wieder herab. eigentlich wollten wir den Pulpico – einen riesiger steinquader – sehen, doch diese huellte sich in dicke nebelschwaden und motivierte uns auch nicht mehr an, zum nahegelegenen gletscher zu wandern. der abstieg fuehrte an einige laguenen und feuchtgebieten vorbei, die wir eigentlich erst am folgenden tag aufsuchen wollten. da wir in diesem teil des nationalparkes nun schon alle (ohne zelt) machbaren touren gegangen sind und sich das wetter verschlechtern soll, nutzten wir ein angebot wieder in die stadt zurueck zu kehren.

Bogota lebt

Im Kontrast von kolonialen Bauten und Hochhaeusern der Moderne pulsiert diese Stadt auf Kolumbiens Hoehe der Zeit. Treibend und laut peitscht der Verkehr durch die Gassen, droehnen die Klaenge aus den Clubs und stroemen die jungen Menschen ueber die Gehsteige. Auf 2600 Metern Hoehe stockt einem der Atem gleich zweimal. Die duenne Luft ist angereichert mit den kulinarischen und weniger kulinarischen Dueften. Hunde wie Wachleute saeumen die Strassenraender. Armut ist ein stetig widerkehrendes Bild – Freundlichkeit auch.