Mit den Bildern von blauem Himmel und türkisfarbenem Meer im Kopf eilten wir über Santa Marta in den Tayrona Nationalpark (PNN). Das kaum 30km breite Schutzgebiet entlang der Karibikküste umfasst 38 Strände, doch weitaus mehr Berge und Täler. Zudem kann man aufgrund der starken Brandung nur an den wenigsten Stränden baden. Jährlich sterben 40 Parkbesucher, weil sie die lieblich anzusehenden Wellen und ihren Sog unterschätzen.
Bevor wir also einen Fuß in Salzwasser setzen konnten, galt es einige Kilometer zu wandern. Befahrbare Straßen gibt es nur an den drei (offiziellen) Eingängen, und dort auch nur für ein paar wenige Kilometer. Das Wegenetz hingegen, besteht aus mehr oder weniger gut beschilderten Trampelpfaden. Eine genaue Karte des Territoriums haben wir stets gesucht, doch nicht gefunden. Immer der Nase nach, d.h. dem Pferdemist der Guids folgend, gelangten wir von einem Strand zum anderen.
In der ersten Nacht war es – allen Vorurteilen zum Trotz – recht zugig in der Hängematte, so dass wir uns auf ein dort herumstehendes Sofa verkrochen. Nach all den Sandfliegen und Moskitos kam am Morgen wenigstens die Sonne heraus. Motiviert steuerten wir nach Arrecifes. Erfreulicher Weise erwartete uns vor Ort bezahlbare gastronomische Einrichtungen, die – oh Wunder – sogar fleischlose Gerichte anboten. Viel wichtiger war das Wasser. Von dem kann man nämlich nicht so viel tragen, wie man gern trinken mag.
Während der folgenden zwei Tage wagten wir uns, Strand um Strand, immer weiter nach Westen vor. Die Strände wurde immer schöner. Manche umrahmt von Bergen, andere in einer tiefen Bucht gedrängt und wieder andere von riesigen Steinen umschlossen. So langsam wuchs in uns die Idee den gesamten Nationalpark von Ost nach West zu durchqueren. Von El Cabo war es ein Katzensprung zum Boca del Saco und von dort, angeblich, ein Zweistundenmarsch zum Playa Brava. Ab da, sollte es keine Pfade mehr geben. Wir wollten es nicht glauben und liefen – über den hochgelegenen indigenen Versammlungsort ¨Pueblito¨ – vier Stunden durch den herrlichen Dschungel.
In der Bucht des Playa Brava bestätigte sich unsere Befürchtung, den Park nicht vollständig durchwandern zu können. Jorge, der Verwalter der dortigen Farm, beherbergte uns auf dem Gelände seiner familiäreren, auf Eco-Tourismus ausgerichteten Farm. Diesmal gönnten wir uns ein Zelt statt einer Hängematte. Leider war es siffiger und viel wärmer als die Matten zuvor. Diesen idyllischen Ort hatten wir fast für uns allein. Kein Mensch störte uns am Strand. Wohl erholt und mit einer kleinen Sehnsucht nach Zivilisation beschlossen wir nach vier Tagen Wildnis den Rückmarsch an die nach Santa Marta führende Straße anzutreten. Dazu mussten wir den Park einmal von Nord nach Süd durchqueren und einen nicht zu unterschätzenden Pass überwinden. Abermals durchnässte die humide Waldluft unsere Sachen, doch umso malerischer führte der Weg anlangt von Bächen und Wasserfällen, schlängelte sich zwischen Baumriesen und Lianen hindurch.