Madrid – Bogota – Lima

Der Flieger hatte gute eineinhalb Stunden Verspätung, aber wenn man erst einmal fliegt vergeht die Zeit bekanntlich wie im Fluge. Ich saß vor dem Notausgang – neben mir ein etwa gleichaltriger Spanier. Der werten Frau Stewardess war es jedoch nicht recht, einen dem Spanisch unkundigen dort sitzen zu haben – wie sollte ich im Notfall den Fluggästen klar machen, wie sie am Besten auf die Tragflächen springen? Mein Nebenmann versicherte seine Unterstützung und ich durfte meinen geräumigen Platz behalten. Homez – so der Name des Spaniers – wollte als “Environmental Scientist” ein ländliches Entwicklungshilfeprojekt in Ecuador unterstützen. Wir unterhielten uns ausgezeichnet während des 10-Stündigen Fluges. Seinen Anschlussflug nach Quieto/Ecuador sollte nicht nicht mehr erreichen, somit war ihm eine Nacht in der kolumbianischen Haupstadt vergönnt. Mein Flieger nach Lima stand schon in den Startlöchern, so dass ich im Eiltempo einer Flughafenangestellten folgen musste, um die Maschine noch zu erwischen. Meinen Rucksack konnte, wie sich in Lima herausstellte, niemand so schnell nachreichen. Mittlerweile war es 1:30 Ortszeit, die europäische Nacht hatte ich überdauert und schlief nun getrost in Decken gehüllt auf drei Sitzen.

An der Gepäckrückgabe in Lima erwarten einen Männer in Uniform mit braunen Hosen und beschfarbenden Hemden, auf deren Schulter “SS” (Servicio Securidad) steht. Später erfahre ich, dass sich der Flughafen in privater Trägerschaft befindet. Über die Anteilseigner werd ich mich mal informieren. Avianca – meine Fluggesellschaft – hatte also meinen Rucksack in Kolumbien liegen lassen. Es folgt nur noch etwas Papierkram und dann entliess mich der “SS”-Mann ohne auch nur einen Blick auf mein Visum geworfen zu haben, in die Menge der schreienden Taxifahrer. Auf großen Schildern wurde mehrfach vor dieser gierigen Meute gewarnt. Zum Glück hatte mein Hostel einen Fahrer des verlässlichen Unternehmens TAXI GREEN bestellt, der mich mit meinem Namen begrüßte und zugleich zu seinem Wagen geleitete. Auch wenn sein Auto nicht so richtig gut fuhr, cheuffierte er mich sicher durch das bedrohlich wirkende Callao und die westlich anmutenden Stadtteile San Isidro und Miraflores zum gleichnamigen GUEST HOUSE hinterm Eisenzaun. Fast in völliger Dunkelheit lozte mich der ‘Nachtwächter’ durch dunkle Gänge in ebenso dunkle und muffige Räume, die er nur zögerlich erhellen wollte. Ich war schon irgendwie froh hinter Schloss und Riegel zu sitzen. Der Aufenthalsraum des Hostels hatte zwar kein Dach, aber wozu auch – in Lima regnet es nur einmal im Jahr.

Madrid

Auch wenn ich innerhalb von 12 Studen nach Peru fliegen konnte, zog ich es vor zumindest durch einen Zwischenstop die Reisegeschwindigkeit zu verlangsamen und mich gemächlich der neuen Kultur zu nähern. Madrid ist nach London und Berlin die größe Metropole innerhalb der Europäischen Union und zudem Heimat zahlreicher Emmigranten aus Südamerika. Trotzdem erschien mir die Stadt im Vergleich zu den eben genannten Hauptstädten etwas langweilig. Bedingt durch die allgeime sonntägliche Ruhe und die Verschlossenheit von Museen und Ausstellung an jeglichen Montagen ist dies gewiss nicht ungewöhnlich für Spanien. Außerdem erwischte ich den 1. Mai als Feiertag, an dem sich – abgesehen von ein paar Gewerkschaftskundgebungen – wenig entdecken liess. Eigentlich kam es mir ganz gelegen nach den Anstregnungen der letzten Wochen mal etwas zur Ruhe zu kommen und ziellos in den Menschenmengen umherzutreiben. Im Hostel begegnete mir ein Schwarm von Slovakinnen, denen ich mich zumindest abends auf ein paar Machitos anzuschließen vermochte. Alle samt hatten sie ‘International Relations’ studiert und wussten ebenso viel zu erzählen, wie sie zu trinken im Stande waren. Ich liess mich nicht lumpen, doch den Stierkampf wollte ich mir dann doch nicht mit ihnen ansehen. Der Genuß des Schinkens vom Iberio-Schwein stillte mein Verlangen nach totem Tier zur Genüge.